Süße Melancholie

Die britische Singer-Songwriterin Rumer in der Muffathalle
Michael Stadler |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Die britische Singer- Songwriterin Rumer in der Muffathalle

Selbst in einer Bar am Strand von Kerala, Indien, kann man melancholische Menschen finden. Beim Urlaub habe sie dort einen Mann kennen gelernt, erzählt Rumer, der habe geweint, weil er von den Eltern gezwungen wurde, eine Frau zu heiraten, die er nicht liebt. Und sie, Rumer, habe dann eine kleine Romanze mit ihm gehabt, woraus ein Song entstand, den sie prompt in der Muffathalle vorstellt:

„Shibi”, so hieß der kurzzeitige Lover, und das klingt doch ganz beschwingt, eine Uptempo-Nummer mit einem optimistischen Sax-Solo. Sei du selbst, meint Shibi, und mehr an Lebensweisheit braucht es dann auch nicht.

Frisch klingende 70er-Jahre-Nostalgie

Es war ein schönes, charmantes Konzert in der bestuhlten Muffathalle. Bald hatte die britische Soulsängerin ihre Schuhe ausgezogen, um entspannt mit einer achtköpfigen Band die Lieder aus ihrem Debütalbum „Seasons of my soul” und ein paar Cover vorzustellen. Alles hübsch arrangiert, jeder Instrument-Einsatz wohl dosiert in ein Gewebe eingefügt, in dessen Mitte die klare, doch nicht glatte, ausdrucksstarke, doch nicht aufs Gefühl drückende, warme Stimme von Sarah Joyce alias Rumer steht.

Die in Islamabad geborene Sängerin, die in England lebt, ist ein Karriere-Spätzünder: Erst mit 31 Jahren hat sie ihr Debüt aufgenommen. Und es hat ihr gleich viel Lob eingebracht. Elton John sei ihr Fan, heißt es, und während John noch einen Tag zuvor in München auf die Tube drückte, übt die Singer-Songwriterin sich in zurückhaltender, frisch klingender Siebziger-Jahre-Nostalgie.

Rumers Auftreten ist unprätentiös und frei von Posen. „Wenn Sie mal aufstehen und sich ein Bier holen wollen, nehme ich Ihnen das nicht übel”, meint sie. Der Rhythmus schleppt gerne, in der Ballade „Slow” fordert sie überzeugend dazu auf, den Gefühlen Zeit zu lassen. Langweilig wird das nie, auch weil die Ränder des Soul sanft ausgetestet werden, hin zum Country („On my way home”) oder, dank zweier Background-Sängerinnen, zum Gospel („Healer”). Easy Listening ist bei Rumer wirklich bezaubernd leicht, und die Melancholie wird süß beim Zuhören.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.