Stürmische Frauen
Springen, Tanzen, verrückte Dinge tun, lautet Christina Stürmers Motto bei ihrem Münchner Konzert. Aber der große Partyspaß will sich in der nahezu ausverkauften, heißen Tonhalle nicht einstellen.
Springen, Tanzen, verrückte Dinge tun. So postuliert Christina Stürmer ihr Rock-Kontrastprogramm zum entspannten unplugged-Konzert in der Philharmonie vor einem Jahr. Trotz demonstrativ in der Bühnenmitte thronendem Schlagzeug, greller Lichtshow und bunten Farbflächenvideoprojektionen: Der ganz große Partyspaß will sich in der nahezu ausverkauften, schwül heißen Tonhalle nicht einstellen. Dabei legen die sympathische Österreicherin und ihre vierköpfige Band mit „In dieser Stadt“, dem Titelsong des neuen Albums, musikalisch los wie die Feuerwehr. Um die Fans zum Ausflippen zu bringen fehlt es aber an einem interaktiven Hallo-Wach-Effekt wie der „Fieber“-Welle in der Philharmonie.
Zaghaftes Hüpfen, spärliches Einklatschen
Stürmer beschränkt sich in ihrer Live-Performance auf zaghaftes Hüpfen und spärliche Einklatsch-Animationen. Die Bandkollegen verharren sogar gänzlich auf ihren festen Positionen, als würden sie noch auf imaginären Hockern sitzen. Dank dieser Bewegungsapathie gehen die eingängigen Mainstream Pop-Rock-Songs nicht so recht in die Beine. Dafür muss erst Anna Müller, Sängerin der ausgelassenen Vorband Herbstrock die Bühne erstürmen, um Stürmer bei „Jedes Wort“ zum ausgelassenen Tanz- und Gesangs-Duett herauszufordern.Die beachtliche Qualität ihrer klaren, durchdringenden Stimme kann Stürmer in Balladen wie „Bist du bei mir“ zeigen, die sie zwischen den weitgehend austauschbaren, zwei Wort-Deutsch-Rock-Nummern à la „Lebe lauter“ hervorzaubert. Erst nach eineinhalb Stunden lebt das Publikum getreu dem „Ich rocke“-Motto richtig auf, als sie der Tonhallen-Stürmerin textgetreu ihren größten Erfolg „Ich lebe“ entgegen schreien.
Florian Koch
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