Stiller Nacht im Backstage: Alles Roger unplugged

Die Sportfreunde werden zum geradezu barocken Klangerlebnis, auch wenn sie sich offenbar selbst danach sehnen, bald mal wieder die Verstärker aufzudrehen
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Die Sportfreunde werden zum geradezu barocken Klangerlebnis, auch wenn sie sich offenbar selbst danach sehnen, bald mal wieder die Verstärker aufzudrehen

Wer zu lange im Geschäft ist, der macht ein Unplugged-Album mit MTV. Oder? Die Sportfreunde Stiller gehörten sicher zu den Kandidaten, bei denen man skeptisch sein durfte, ob die Reduktion aufs zumindest Halbakustische Gewinn bringt. Doch ihr im Frühsommer erschienenes „Unplugged in New York“, in den Bavaria-Studios vor handverlesenem Publikum eingespielt, war nicht nur so erfolgreich, sondern auch künstlerisch überzeugend, dass jetzt eine kleine Unplugged-Tour folgt.

Im knallvollen Backstage feierten die Sportfreunde mit ihrem Heimatpublikum, auch wenn Bassist Rüde gut gelaunt über die „300 Freunde auf der Gästeliste“ lästerte und wohl auch den etwas dezenteren Unplugged-Jubel ungewohnt fand: „Wir sind hier übrigens nicht auf einer Ausstellung.“

Anfangs („Alles Roger“) hauten sie so heftig in die Saiten, als wenn sie die Elektrifizierung vermissen würden – doch das legte sich schnell. Über die eine oder andere kompositorische Schlichtheit half die Hammondorgel gnädig hinweg, für Opulenz auf der Bühne sorgten Streicher und Bläser – bis zu zwölf Leute standen auf der Bühne. Ein herrlich glasklarer Sound und eine sehenswerte Lichtshow rundeten den zweistündigen Auftritt ab.

So wurden die Sportfreunde vor allem in der ersten Hälfte des Konzert zu einem geradezu barocken Klangerlebnis, bevor es dann wieder geradliniger zur Sache ging. Besonders schön gelang die Rap-Dub-Folk-Version von „In all den wunderbaren Jahren“, die kraftvoll treibende „Rock’n’Roll Queen“ und das nun zwischen Apocalyptica und Beastie Boys angesiedelte „Ich, Roque“. Die Fans forderten mal „Ausziehen!“ und mal „Anziehen!“ (einen schwarzen BH aus dem Publikum, Größe Doppel-D) und gingen schließlich vor der Band buchstäblich auf die Knie. „Hey, kotzt euch unser Unplugged-Gedudel schon an?“ fragte Gitarrist Peter. Die Reaktion könnte man ungefähr so übersetzen: Das ist voll ok für heute Abend, aber beim nächsten Mal dürft ihr wieder Anstöpseln.

Michael Grill

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