Stefan Raab: "Song Contest ist eine nationale Aufgabe"
BERLIN - Nach miesen Platzierungen in den Vorjahren soll es Stefan Raab nun richten: Deutschlands Auswahl für den Grand Prix liegt in der Hand des ProSieben-Entertainers. Wie aus 20 Kandidaten in acht Vorentscheidungs-Shows einer ausgewählt wird und dass er womöglich selbst gar kein Lied dafür komponiert, verriet Raab am Donnerstagabend auf dem Dach des Berliner Reichstags.
Entscheidungen nationaler Bedeutung werden im Reichstag gefällt. ARD und ProSieben wählten das Dachrestaurant des Parlamentsgebäudes aus, um die PR-Maschine für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in Oslo anzuwerfen. Vor Dutzenden Journalisten ließen sie am Donnerstagabend TV-Entertainer Stefan Raab antreten, zu verkünden: "Der Song Contest ist eine nationale Aufgabe." Nach den zumeist desaströsen Auftritten der Vergangenheit gehe es nun darum, Musik-Deutschland zu retten.
Und als Retter machen da neben Raab so einige mit. Nicht nur, dass es erstmals eine öffentlich-rechtliche-private Allianz zwischen ARD und Pro7 gibt, um bei den insgesamt acht Shows vom 2. Februar bis 12. März (jeweils 20.15 Uhr) neue Zielgruppen zu erschließen. Auch die deutsche Musikprominenz versammelt sich bei "Unser Star für Oslo 2010": Als Juroren treten unter Raabs Vorsitz unter anderem Yvonne Catterfeld, Marius Müller-Westernhagen, Jan Delay, Xavier Naidoo, Sasha, Joy Denelane, Stefanie Klos von Silbermond, Barbara Schöneberger, Peter Maffay und Sarah Connor an.
"Wir haben die Creme de la Creme bewegen können, da mitzumachen", meinte Raab stolz. Die Promis haben bei den Casting-Shows jedoch lediglich repräsentative Funktion. 2Sie dürfen sagen, ob ihnen ein Beitrag gefiel oder nicht2, erklärte Raab. Das entscheidende Wort, welcher der insgesamt 20 Kandidaten sich für die nächste Runde qualifiziert, haben die Fernsehzuschauer, die per Telefonvoting oder SMS entscheiden.
20 aus 4500 ausgewählt
Gesucht werde der größte gemeinsame Nenner, so dass die Nation dann am 29. Mai in Oslo geschlossen hinter dem Sieger stehe. "In erster Linie geht es darum, die Leute zu emotionalisieren", sagte Raab. Insgesamt hatten sich für die Vorentscheide 4500 Kandidaten beworben, von denen 20 ausgesucht wurden. Über sie verriet Raab nur, dass es zehn Männer und zehn Frauen seien.
In den ersten beiden Ausscheidungsrunden am 2. und 9. Februar (ProSieben) treten jeweils zehn Kandidaten an, jeweils fünf schaffen es in die nächste Runde. Aus fünf weiteren Shows gehen die beiden Musiker hervor, die dann am 12. März (ARD) im Finale von "Unser Star für Oslo" antreten. Die Zuschauer bestimmen dabei nicht nur, welcher Künstler teilnimmt, sondern auch welchen Song er singen wird. Durch die Sendungen führen die Moderatoren Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel.
Auch über die Komponisten der Songs könne er noch nichts sagen, sagte Raab. Aus einem Pool würden verschiedene Titel angeboten. Diese würden dann auf Tauglichkeit für die Kandidaten geprüft. Ob er selbst einen Titel beisteuere, wisse er derzeit noch nicht. Es könne aber gut sein.
Platz unter den ersten zehn als Ziel
Raab sagte, Ziel für den deutschen Beitrag müsse in Norwegen ein Platz unter den ersten zehn sein. «Als deutscher Teilnehmer darf man nicht davon ausgehen, den ersten Platz zu erreichen», sagte er. Im Ranking der beliebtesten Länder liege Deutschland nicht so weit vorn, erklärte er. Aber mit Schwung, einem unkonventionellen Künstler und einem mitreißenden Titel sei ein Top-Ten-Platz möglich. Gesucht sei ein charismatischer Künstler, der das Ganze mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreibe, aber den Spaß dabei nicht verliere.
Für die ARD hatte er lobende Worte übrig: Diese habe mit der Kooperation mit ProSieben einen großen revolutionären Schritt gewagt, sagte er. Für ProSieben bedeute die Zusammenarbeit aber nicht, "dass wir nun völlig spaßbefreit sind". Der Contest sei jedenfalls das größte mediale Pfund in Deutschland, sagte Raab. Als eine der größten Shows weltweit sei er bislang stiefmütterlich behandelt worden. Nach dem 12. März werde an dem Siegertitel niemand vorbeikommen, er werde von den ARD-Radiostationen und im Fernsehen landauf landab gedudelt werden, kündigte Raab an.
Dann spielte Max Mutzke, ein ehemaliger Contest-Teilnehmer, seine Lieder. Und Raab, der bereits drei Mal erfolgreich am europäischen Gesangswettbewerb teilgenommen hatte, gab bei Häppchen und Wein über den Dächern der glitzernden Hauptstadt Interviews.
(Holger Mehlig, apn)