Sportis unplugged: Im Sitzen schwitzen

Sie grooven und swingen und rocken auch ohne Steckdose: Die Sportfreunde Stiller stellen ihr neues Album bei einem kostenlosen Konzert in der Parkstadt Schwabing vor.
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MÜNCHEN - Sie grooven und swingen und rocken auch ohne Steckdose: Die Sportfreunde Stiller stellen ihr neues Album bei einem kostenlosen Konzert in der Parkstadt Schwabing vor.

Bei den Sportfreunden Stiller muss man ja immer damit rechnen, dass sich der Sänger von seinen Fans auf Händen durch die Halle tragen lassen will. Diesmal aber verharrt Peter Brugger mit einer Akustikgitarre auf seinem Stuhl. „Sitzplätze raus", schreit plötzlich einer im Publikum, ein Witz, doch Brugger nimmt ihn auf: „Unplugged ist doch im Sitzen", sagt er kokett entschuldigend, und schon rettet Flo Weber, der Schlagzeuger, den Plot: „Unser Motto ist: Im Sitzen schwitzen!"

Die Sportis sind in die Jahre gekommen, anders als ihr immer noch verdammt junges Publikum – und dass so ein Reifeprozess nicht schlecht ist, zeigen die Münchner mit ihrem neuesten Werk „MTV unplugged in New York". Das Album, natürlich nicht in den USA, sondern im Geiselgasteig aufgenommen, erscheint in dieser Woche, am Samstag haben sie es in der O2-Word on tour in der Parkstadt Schwabing vorab vorgestellt.

Die Sportis gehen zwar kommerzielle Wege, aber sie verkaufen sich nicht. Nichtmal an ihre Fans, die eine halbe Stunde brauchen, um sich an die Bläser auf der Bühne zu gewöhnen, an die Geigerin im kleinen Schwarzen und an die Background-Sängerinnen, daran dass der coole Rüde plötzlich Kontrabass spielt, der brachiale Flo mit Fliegenklatschen statt Schlagstöcken trommelt und der smarte Peter einen wüsten Bart hat und nicht aufsteht. Erst als „ein Kompliment" erklingt, ist zumindest das Publikum nicht mehr unplugged.

13 Jahre nach ihrer Gründung in Germering erfinden sich die Sportfreunde Stiller gerade neu. Die Fans wollen grölen und hüpfen, die Band aber ist stolz darauf, als erst sechste deutsche Gruppe überhaupt bei MTV unplugged vorspielen zu dürfen. Entsprechend grooven sie und swingen beim „Heimatlied", setzen ein tausendfaches Hand Clapping bei den „wunderbaren Jahren" als Instrument ein und spielen mit einer grüne Gießkanne „auf der guten Seite“. Und nach so viel Besinnung fetzen sie dann schließlich doch sogar unplugged !Ich roque".

Ohne Steckdose sind die Sportfreunde Stiller ihren Fans noch näher, vielleicht musikalisch nicht überzeugender, aber doch authentischer und in jedem Fall vielseitiger, da reicht das Repertoire jetzt vom laut mituzugrölenden „Be me Rock’n’Roll Queen“ von „Subway" bis zum heiteren „Ich war noch niemals in New York" von Udo Jürgens. Am besten covern die Sportis freilich noch immer sich selbst. Nach 90 Minuten kostenloser Unplugged-Extraklasse beschwert sich eine Mutter mit zwei allenfalls Zehnjährigen bei einem Ordner des Mobilfunk-Sponsors: „Jetzt müssen die Kinder hier zwei Stunden rumstehen und die spielen nichtmal das Fußballlied." Vielleicht ist das Grund, weshalb sich die Sportfreunde Stiller neu erfunden haben. „54-74-90-2010“ kommt noch früh genug.

Gunnar Jans

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