Spektakuläre Picasso-Ausstellung in Paris
Sie gehört zu den teuersten und spektakulärsten Ausstellungen der letzten Jahrzehnte. Unter dem Titel «Picasso und die Meister» hat das Pariser Grand Palais nicht nur die bedeutendsten Werke des Spaniers vereint, sondern auch Meisterwerke seiner zahlreichen Vorbilder.
Zu denen gehören unter anderem Rembrandt, El Greco, Goya, Ingres, Velázquez, Zurbarán, Manet, Cézanne und Renoir. Die 220 Werke, von denen gleichzeitig ein Teil im Louvre und im Musée d'Orsay zu sehen sind, sind Schlüsselwerke aus den großen Museen der Welt. «Das ist so als hätte jedes Museum uns seine Mona Lisa geliehen», sagte Anne Baldessari, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Pariser Picasso Museums. Der Wert der ausgestellten Werke, die vom 8. Oktober bis zum 2. Februar gezeigt werden, wird auf mehr als 2 Milliarden Euro geschätzt.
«Picasso liebte alle Maler. Er konnte stundenlang vor einem Bild stehen und es betrachten. Er hatte keine Vorurteile», erklärte die Kuratorin. Dies erklärt auch die erstaunliche Anzahl seiner Vorbilder, die aus ganz unterschiedlichen Epochen stammen und verschiedensten Stilrichtungen angehören. «Für mich gibt es in der Kunst weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft: Die Kunst der Griechen, der Ägypter, der großen Maler, die zu anderen Zeiten gelebt haben, ist keine Kunst der Vergangenheit. Vielleicht ist sie heute lebendiger denn je», erklärte Picasso 1923. Sein ganzes Leben lang hat sich der Künstler nur von einem Prinzip leiten lassen: Das zu malen, was ihn interessiert.
Und so sind seine Bezüge und Inspirationsquellen mehr als nur zahlreich: Seine «La Coiffure» (Die Frisur) aus dem Jahr 1906, die eine junge Frau bei ihrer Toilette abbildet, zeigt Ähnlichkeiten mit dem gleichnamigen Gemälde von Pierre Auguste Renoir, das zwischen 1900 und 1901 entstanden ist. Nicht nur der Titel, auch die Bildkomposition stellt eindeutige Bezüge zu dem Werk des Impressionisten dar. Picasso entdeckte Renoir, ebenso wie Paul Cézanne, Paul Gauguin und Edouard Manet, als er Paris erstmals 1901 besuchte. So wird Picassos «Blaue Phase» zwischen 1901 und 1905 auf den Einfluss von Manet zurückgeführt, aber auch auf den von El Greco, der in einer herrlichen Gegenüberstellung des Greco-Gemäldes «Die Heimsuchung Mariä» verdeutlicht wird.
Die Ausstellung ist nach Genres gegliedert. Bei den Porträts, unter anderem Picassos magische «Fernande mit schwarzer Mantilla», Goyas «Die Gräfin von Carpio» und Manets «Lola von Valence» fällt die ähnliche Kopfhaltung der Frauen und der karge Realismus auf. Sehr schön sind auch die Gegenüberstellung der Selbstbildnisse Picassos und seiner großen Meister, wobei sich in diesem Fall die Ähnlichkeit nur auf das Genre beschränkt und als gelungene Einführung in die Ausstellung dient.
Interessant und gewagt ist die Konfrontation zwischen Picassos «Mann mit Gitarre» und Zurbaráns «Franz von Assisi», die zeigen will, dass der Kubismus nicht nur auf den Einfluss der afrikanischen Kunst zurückgeht, sondern auch auf den der spanischen Mystik. Nicht alle Gegenüberstellungen und Vergleiche überzeugen. Die Ausstellung scheint sich das radikale Freiheitsprinzip Picassos zu eigen gemacht zu haben, der stets beteuerte: «Stil ist etwas, was den Maler in ein und dieselbe Vision und Technik einschließt.» (dpa)