Späte Nachsendung in die Schweiz

Die Stabi gibt 75 von den Nazis geraubte Bücher aus Thomas Manns Besitz zurück
von  Abendzeitung

Die Stabi gibt 75 von den Nazis geraubte Bücher aus Thomas Manns Besitz zurück

Nach dem „Protest der Wagner-Stadt München gegen Thomas Mann“ wurde dem Schriftsteller im Frühjahr 1933 das hiesige Pflaster zu heiß. Von einer Lesereise in die Schweiz kehrte Thomas Mann 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück. Er blieb im Exil.

Schon im August wurde seine Villa am Herzogpark von den Nazis beschlagnahmt. Zuvor war es der Familie gelungen, bis zu zwei Drittel der dort untergebrachten Privatbibliothek nach Zürich in Sicherheit zu bringen. Der Rest fiel in die Hände der NS-Behörden. Gezielt wurden die fremdsprachigen Ausgaben von Manns Werken aussortiert und an die Bayerische Staatsbibliothek überstellt.

Zwei Übersetzungen

Eine bibliotheksinterne Arbeitsgruppe zum Auffinden von NS-Raubgut machte sich 2007 auf die Suche nach den Beständen. Am kommenden Mittwoch werden die 75 Bücher in Abstimmung mit Schriftsteller-Enkel Frido dem Züricher Thomas-Mann-Archiv übergeben. Dazu zählen Übersetzungen der „Buddenbrooks“ oder des „Zauberbergs“. In zwei Bänden finden sich Unterschriften von Thomas Mann, außerdem tragen mehrere Bände Widmungen der Übersetzer an den Autor.

Die Bayerische Staatsbibliothek beteiligt sich seit 2003 aktiv und an der Fahndung nach NS-Raubgut. Sie orientiert sich damit an der Suche nach verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in ihren Beständen, die alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik 1999 in einer gemeinsamen Erklärung eingegangen waren. Deutschland und 40 weitere Staaten hatten sich verpflichtet, von Nationalsozialisten geraubtes Kulturgut auch nach Ablauf gesetzlicher Fristen an die Eigentümer oder deren Erben zurückzugeben.

Weitere Rückgaben werden vorbereitet

Die Staatsbibliothek bedauerte die Hintergründe und Umstände, wie die Bücher 1933 ins Haus gelangt seien und „ebenso die damalige Verstrickung der Bibliothek in das geschehene Unrecht“. Weitere Rückgaben von NS-Raubgut würden vorbereitet, neben jüdischen Vorbesitzern auch an die Zeugen Jehovas, Freimaurerlogen oder an die Vereinigung Katholischer Religionslehrer sowie Organisationen der Arbeiterbewegung.

RBR

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