Solide Mischung
Im letzten Konzert der Reihe "Biennale plus" spielte das Münchner Rundfunkorchester im Herkulessaal
Anton Weberns „Sechs Orchesterstücken“ sind das Gegenteil eines typischen Einspielstücks. Das Münchner Rundfunkorchester hatte sich außerdem die Kammerversion von 1920 vorgenommen. Unter dem Chefdirigenten kamen die schroffen Gegensätze zwischen zarten Arabesken und heftigen Ausbrüchen perfekt heraus. Bewunderswert gelangen den Bläsern die leisen Stellen, die in mittleren Aufführungen immer viel zu musikatisch direkt gespielt werden.
Auch nach diesem klanglich höchst sensiblen Auftakt bewies das Rundfunkorchester, dass es bei Neuer Musik den Vergleich mit berühmteren Ensembles nicht zu scheuen braucht. In Helmut Lachenmanns handfestes „Notturno“ wurde der Cello-Solist Lucas Fels verstärkt, um mit orchestraler Kraft den lange gezogenen Einzeltönen seiner Mitstreiter nachzulauschen.
Webern und Lachenmann, der ältere und neuere Klassiker steckten den Rahmen für zwei junge Komponisten ab. Raphaël Cendo strafte alle Klischees vom französischen Klangsensualismus Lügen: Ein Kammerensemble aus sieben Instrumentalisten lärmt gewalttätig, verstärkt und übertönt von absichtlich übersteuerten Zuspielungen. Das „Rasende Adagio“ in Freiburg studierenden Chinesin von Yang Lin für Orchester konnte das Paradox seines Titels nicht ganz einlösen: Dahinter verbarg sich ein eher schlicht gebaute langsame Steigerung. Immerhin versteckte es seine Subjektivität nicht ganz so sehr hinter Maskierungen, wie es die vorige Generation asiatischer Komponisten noch tat.
Robert Braunmüller
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