So trauert Schweden um Henning Mankell (†)

Henning Mankell war nicht nur Erfinder des Kult-Ermittlers Wallander - für einige Weggefährten war er gar "Präsident der Krimi-Republik". In Mankells Heimat Schweden ist die Trauer nach dem Tod des Autors groß.
von  (nam/spot)

Henning Mankell (1948-2015) war an Krebs erkrankt - und doch hat die Nachricht über seinen Tod am Montag Krimifans und Weggefährten unerwartet getroffen. Die meisten hatten wohl doch mit einer Genesung des 67-jährigen Kultautoren gerechnet. Nun kam alles anders. Und in Mankells Heimat Schweden, aber auch unter Kollegen und Mitstreitern im Film- und Buch-Universum um den vielleicht beliebtesten aller Krimi-Ermittler, Kurt Wallander, ist die Trauer groß.

Im Buch "Treibsand" hatte Mankell auch über seine Krebserkrankung geschrieben - hier können Sie das Werk bestellen

Deutlich wird nun zum Beispiel: Mankell war anders als etwa die "50 Shades"-Autorin E.L. James am Set seiner Buchverfilmungen kein kaum geduldeter Zaungast - sondern seinen Kollegen ans Herz gewachsen. Besonders schwer getroffen zeigte sich Krister Henriksson (68), der von 2005 bis 2013 32-mal den Wallander spielte.

 

"Wir sind Brüder geworden"

 

"Ich bin in einem Schockzustand. Ich denke, nach diesem Interview werde ich Henning anrufen - es wird eine Weile brauchen, mich an sein Fehlen zu gewöhnen", sagte Henriksson dem "Aftonbladet". Dem Konkurrenz-Blatt "Expressen" erklärte der 68-Jährige sogar, er und Mankell seien als gleichaltrige Künstler "mächtig, mächtig gute Freunde" gewesen: "Wir sind Brüder geworden".

Aber auch die anderen beiden Wallander-Darsteller, Rolf Lassgård (60) und Kenneth Branagh (54), vermissen Mankell schon jetzt. "Es ist hart, sogar wenn man weiß, dass ein Mensch krank ist", sagte Lassgård dem schwedischen Staats-Fernsehen, SVT. "Was ich denke, wenn ich nun im Auto sitze, ist, dass die Wälder vor Farben brennen, und ich glaube das ist, weil Henning heute gestorben ist." Jeder Wallander-Dreh sei wie ein Wiedersehen mit alten Freunden gewesen, ein Wiedersehen mit "Henning und Kurt Wallander". Branagh beklagte in einem Statement den Verlust eines "großartigen Autoren und großartigen Mannes".

 

"Wäre Krimi eine Republik, er wäre ihr Präsident"

 

Wie wichtig Mankell für die schwedische Literatur war, betonte sein Schriftsteller-Kollege Håkan Nesser (65, "Die Lebenden und Toten von Winsford"). "Er hinterlässt eine unglaubliche Leere. Wenn die schwedische Kriminalliteratur eine Republik wäre, wäre Mankell ihr Präsident", sagte Nesser "Expressen". Seine auch in Deutschland höchst bekannte Kollegin Camilla Läckberg (41) erzählte, Mankell sei ihr erstes Krimi-Idol gewesen: "Er hat den Weg für viele der nachfolgenden Vorbilder als Krimi-Autor bereitet."

Und natürlich herrscht auch in Ystad, der südschwedischen Kleinstadt, die Mankell mit den Wallander-Romanen bekannt machte, Bestürzung. Stadtrat Kent Mårtensson erklärte, Mankell habe vielen Einwohnern "unglaublich viel bedeutet". Wallander sei ein Erweckungsmoment für die Stadt und die Filmindustrie in der Gegend gewesen.

Tatsächlich äußerten sich am Montag sogar schwedische Regierungsmitglieder bestürzt über den Tod des Autoren - nicht zuletzt, weil Mankell sich immer wieder auch für soziale Projekte in Afrika und Flüchtlinge eingesetzt hatte. Auf einer der Fahrten lernte auch Schwedens Wohnungsminister Mehmet Kaplan (44) den Autor kennen. Henning war ein guter Freund und ein fantastischer Mensch mit einem großen Herzen", erklärte der Politiker der schwedischen Grünen nun. "Schweden hat nicht nur einen großen Autoren verloren, sondern auch einen großen Kämpfer für eine gerechtere Welt."

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