So röhrt das letzte Einhorn

Die Mittelalter-Rocker In Extremo auf dem Sängerkriegspfad
von  Abendzeitung

Die Mittelalter-Rocker In Extremo auf dem Sängerkriegspfad

Kanonenschläge, zischende Raketen, Feuerbälle und brennende Schlagzeugbecken. Im wohlgefüllten Zenith wurde die Silvesterparty einfach vorverlegt.

Das Spiel mit dem Feuer war immer schon ein Markenzeichen der Mittelalter-Rockband In Extremo. Mit dem Nummer-Eins-Album „Sängerkrieg“ im Gepäck machten die glorreichen Sieben mal wieder Station in München. Zur Überraschung ihrer älteren Fans zeigten sie eine perfekt inszenierte High-Tech-Bühnenshow, die so gar nicht mehr ihren Mittelaltermarkt-Ursprüngen entspricht.

Statt einem Galgen spannt sich im Bühnenhintergrund werbewirksam das Wappentier-Cover ihrer neuen Platte. Bewegliche Farbflächen-Videoprojektionen runden das „In Moderno“-Gesamtbild ab. Einen herben Kontrast zur visuellen Progressivität bildet die irgendwo zwischen 8. und 15. Jahrhundert steckengebliebene Gruppe. Weiterhin gibt Sänger Michael Rhein alias „Das letzte Einhorn“ den abgewetzten, herumtollenden Mittelalterpunk mit blondierter Pumuckl-Frisur. Seine Bandkollegen, die auf Namen wie „Die Lutter“ hören, pflegen imagegemäß den archaischen Retrolook im Wams, Rock oder wahlweise auch mit Rüstungsteilen an der Schulter.

Musikalisch setzt gleich der gitarrenlastige Eröffnungstrack „7 Köche“ die Akzente für die nächsten zwei Stunden. In Extremo zelebrieren fröhlich und mit viel Kontakt zum schwarz uniformierten Fanvolk ihre perfekt einstudierte Mischung aus Rammstein-Rock mit selbstgebastelten Instrumenten wie Dudelsack, Schalmei, Harfe oder Drehleier. Dazu röhrt das leicht erkältete letzte Einhorn mit Grabesstimme Texte auf Deutsch, Mittelhochdeutsch und neuerdings auch auf Spanisch. Wohl bekomm’s!

Florian Koch

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