So klingt der Kapitalismus

Gier nach Geld, Sex, Erfolg: Christoph Reiserers Oper nach Michelangelo Antonionis Film „Die Nacht des Brokers“ in der Muffathalle bietet eine spröde Love-Story und musikalische Entdeckungen
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Gier nach Geld, Sex, Erfolg: Christoph Reiserers Oper nach Michelangelo Antonionis Film „Die Nacht des Brokers“ in der Muffathalle bietet eine spröde Love-Story und musikalische Entdeckungen

Der Film „Liebe 1962" von Michelangelo Antonioni diente als Vorbild: Dort spielte Alain Delon einen coolen Börsenmakler, der sich in die unerreichbare Monica Vitti verliebt. In der Muffathalle gab sich die zur Oper mit dem Unheil verkündenden Titel „Die Nacht des Brokers“ umfunktionierte Love-Story ziemlich spröde.

Soweit man überhaupt etwas von dem Text mitbekam, hatten die Autoren wohl deftige Kapitalismus-Kritik im Sinn. Vernehmbar war eine zähe Aneinanderreihung modisch zeitgemäßer Gesangs- Szenen, die Aufmerksamkeit vor allem deshalb verdiente, weil Christoph Reiserers Musik immer wieder fantasievolle Akzente setzte.

Sozialskepsis

Gier nach Geld, Sex, Liebe, nach Anerkennung und Erfolg – Ralph Hammerthaler hat das Libretto mit sozialskeptischem Klimbim voll gestopft. Doch weil sich die Texte („Lass mich aussteigen bei Karstadt, nein, bei Prada, vorne an der Ecke") allenfalls einigen Hör-Künstlern in den ersten Reihen offenbarten, blieb nicht aus, dass man an ihnen alsbald das Interesse verlor. Und stattdessen bewunderte, wie die Regie (Cornelia Müller) eine Drehbühne sinnvoll einsetzte und mit Andeutungen auskam, vor allem aber, wie die Musik eine Menge interessanter Einblicke bot: mal minimalistisch, mal im Stile Kurt Weills.

Fünf Instrumentalisten erhalten Anweisungen aus dem Computer, müssen gelegentlich vom Blatt spielen und haben sich daran zu gewöhnen, dass Kurven von Kurswerten den Sound steuern - Reiserers musikalische Entdeckungen machen diese Produktion hörenswert. Die Sänger (Silke und Manuel Warwitz, Cornelia Melián, Marcus Schmidl) mühten sich redlich.

Volker Boser

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