Slayer 2009 – brachial, brutal, genial
Endlich schreiben Slayer ihre eigenen Legende wieder weiter: Slayer präsentieren sich anno 2009 so variantenreich, so durchdacht und strukturiert, wie vielleicht noch nie.
Seit über 20 Jahren sitzen Slayer, die Totschläger, nun schon auf dem Thron des Thrash-Metal. Sie regieren mit eisenharter Hand. Mit unvergleichlicher Brutalität haben sie alle Angriffe abgeschmettert. Dabei hatten sie schon seit längerer Zeit unverhehlbare Schwächephasen. Da rettete sie oft nur noch der einzigartige Ruf, die furchtbare Sage der kompromisslosen Gnadenlosigkeit von den Herren um Kerry King vor dem Thronsturz zu Metalhausen. Zu schwach, zu uninspiriert war so manche der letzten Outputs. Ihr Geniestreich „Reign In Blood“, der der Musik eine bis dahin nie bekannte Dimension der Brachial-Härte beschert hatte, oder Meisterwerke wie etwa „Seasons In the Abyss“ und „South Of Heaven“, bei denen Slayer wieder ein Minimaß an Melodie zurückbrachten, waren lange vergangen.
Doch jetzt, jetzt endlich schreiben Slayer ihre eigenen Legende wieder weiter, sichern sie ihren Thronanspruch durch Klasse, durch musikalische Überlegenheit, nicht nur durch Gnadenlosigkeit. Mit „World Painted Blood“ haben die Totschläger zwar wieder die Eisenfaust ausgepackt, ihn aber auch zuweilen in den Samthandschuh gesteckt. Das mindert die Schlagkraft nicht im geringsten, erhöht aber den Überraschungseffekt um so mehr.
Slayer präsentieren sich anno 2009 so variantenreich, so durchdacht und strukturiert, wie vielleicht noch nie. Trommelgott Dave Lombardo setzt in jedem Song rhytmische-groovende Akzente und Schreisänger Tom Araya hat endlich seine monotone Phrasierungsmaschine weggeschmissen, sondern setzt auf neue Betonungen, variiert die Stimme von diabolisch-schmeichelnd bis zu dämonisch-fies. Und auch die Gitarrensoli-Orgien der Herren Jeff Hannemann und Kerry King sind nicht mehr dauerchaotisch, sondern sich ergänzend. „Thrash-metal, aber mit viel Gefühl“, beschreib Lombardo „World Painted Blood“.
Songs wie der groovende Titeltrack, das erbarmungslos krachende „Unit 731“, das treibende „Hate Worldwide“, das fantastische „Americon“ und das sich wunderbar steigernde „Playing With Dolls“ sind aus dem Stoff, aus dem Klassiker sind. Slayer saßen schon lange nicht mehr so sicher und fest im Thron. Slayer 2009 – brachial, brutal, genial.
Matthias Kerber
- Themen: