Sitzfleisch des Propheten

Störungen und Proteste blieben aus: Die Theaterfassung der „Satanischen Verse“ von Salman Rushdie ging am Sonntag in Potsdam ohne Zwischenfälle über die Bühne.
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Störungen und Proteste blieben aus: Die Theaterfassung der „Satanischen Verse“ von Salman Rushdie ging am Sonntag in Potsdam ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Nach über vier Stunden ernteten die Schauspieler und der inszenierende Intendant Uwe Eric Laufenberg freundlichen Beifall im ausverkauften Hans Otto Theater. Besucher beschrieben die Dramatisierung des 700-Seiten- Romans als langatmig und undramatisch. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, die Aufführung könnte Islamisten zu Aktionen veranlassen. Noch vor einem Jahr wurde in Köln eine Lesung des Romans wegen Morddrohungen abgesagt.

In den „Satanischen Versen“ fallen der Schauspieler Gibril und der Stimmenimitator Saladin nach der Explosion eines Flugzeugs über London vom Himmel. Gibril wandelt sich zum Engel, Saladin zum Satan. Anhand der beiden Figuren philosophiert Rushdie über Religion und Mystik, die westliche Welt und den Islam, Glaube und Zweifel, Macht und Geld, Realismus und Utopie. Weil das fantastisch-satirische Werk nach islamistischem Verständnis den Propheten Mohammed beleidigen soll, setzte 1989 der iranische Ayatollah Khomeini ein Kopfgeld in Millionenhöhe für die Ermordung des Schriftsteller aus, der bis heute unter Bewachung versteckt lebt.

Kritisiert wurde die Potsdamer Aufführung vom iranischen Publizisten Bahman Nirumand. Er sprach im Hinblick auf den antiislamischen Film des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders von Formen „psychologischer Kriegsführung“.

Die Freiheit der Kunst sei in solchen Fällen nur Vorwand für „pure Provokation“. „Ich kann versichern, dass Fundamentalisten das dankbar aufnehmen. Daraus schlagen sie Kapital. Das ist ein gegenseitiges Sich-Bälle-Zuwerfen.“ Nirumand appellierte an westliche Intellektuelle, sich differenzierend mit dem Islam zu beschäftigen: „Diese angeblich künstlerischen Darstellungen sind einfach Reduzierungen des Islam auf Gewalt.“ RBR

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