Sissis Lovestory mit dem Tod
Harry Kupfers Inszenierung des Musicals „Elisabeth“im Deutschen Theater
Die Schwiegermama kennt kein Pardon. „Wir sind nicht da, um glücklich zu sein“, weist sie die irritierte Sissi zurecht. Doch die kämpft tapfer weiter. Um das Wohl ihrer Kinder, vor allem aber um ihre eigene Befreiung aus dem goldenen Käfig, in den sie sich seit ihrer Ehe mit Kaiser Franz Joseph eingesperrt fühlt.
Wer denkt da nicht an Romy Schneider? Doch Michael Kunze (Libretto) und Sylvester Levay (Musik) stand der Sinn nach mehr. Kein Wien-Film-Kitsch sollte ihr Musical „Elisabeth“ werden, sondern ein traurig-kritischer Blick zurück: Acht Milllionen Besucher haben seit der Uraufführung 1992 die Show gesehen. Jetzt ist sie erstmals in München zu Gast.
Eine Liebesgeschichte mit dem Tod
Harry Kupfer hat die Szenenfolge um das tragische Leben einer Kultfigur trotz gelegentlicher Ausflüge in die rührseligen Bereiche Musical-üblicher Kitschkultur straff und plausibel inszeniert. Die Tanz-Beigaben (Dennis Callahan) sind schlüssig. Hans Schavernochs Bühnenbild besitzt Charme und Atmosphäre.
Um die Handlung aufzupäppeln, bedienten sich die Autoren eines Tricks: Elisabeths Leben wird erzählt als Love-story zwischen ihr und dem Tod. In München verkörpert den Oliver Arno (blond, ein wenig androgyn) – neben Sissis späterem Mörder (Bruno Grassini) zweifellos die interessanteste Figur des Stücks.
Milder gerockt
Die übrigen verharren in den ihnen auferlegten Klischees. Annemieke van Dam, die engagiert agierende und singende Titelheldin, erinnert mit Nachdruck daran, dass Romy Schneider einer Idealbesetzung gleichkam.
Liedtexte und Musik, eine Mischung aus larmoyanter Klassik und mildem Rock, sind, wie zumeist beim Musical, Geschmacksache. Dennoch können Ernst und Qualität der Aufführung am Ende mächtig punkten, nicht zuletzt aufgrund der professionellen Souveränität der Inszenierung.
Volker Boser
Deutsches Theater, bis 12. Dezember, Karten unter Tel. 55234 - 444
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