Singet dem Herrn ein neues Lied
Die katholische Kirche hat ein neues Gesangbuch – bei uns auch mit Bayernhymne
Ganz langsam scheint die katholische Kirche im neuen Jahrtausend angekommen zu sein. Egal dabei ist, dass wir schon längst 2014 schreiben. Der Institution, die ja so alt ist wie keine andere, sieht man so manche Trägheit gerne nach. Gestern, nach fast 14 Jahren der Um- und Neugestaltung, wurde auch endlich in der Diözese München und Freising das neue „Gotteslob“ vorgestellt. Offiziell eingeführt wird es feierlich im Rahmen der Pontifikalvesper mit Erzbischof Kardinal Reinhard Marx an Pfingstsonntag, den 8. Juni.
Das Erzbistum ist eines der letzten, das das neue Gebet- und Gesangbuch der katholischen Bistümer in Deutschland, Österreich und Südtirol in seinen Gemeinden einführt. Es hatte Ärger mit der Druckerei des Sankt Michaelsbundes gegeben, weil das Papier zu dünn war. Die Schrift auf der Rückseite schien durch und machte die Texte unleserlich. Darum mussten zwei Millionen Exemplare neu gedruckt werden.
In diesen Tagen werden nun die ersten Exemplare verschickt. Die Erzdiözese übernimmt für 2,98 Millionen Euro die Erstversorgung mit den neuen Gesangbüchern an die Gemeinden. Vierzig Jahre haben die Gläubigen mit dem „Gotteslob“, das aus dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils entstanden ist, Gottesdienst gefeiert. Doch es wurde gerade für die Jungen immer unverständlicher.
Darum wagt die Kirche den Schritt in die neue Zeit – mit einem neuen Gesangbuch, das die Basis wieder einfangen soll, die droht, sich immer weiter zu entfernen. Im Vorwort schreibt Kardinal Marx: „Leben und Welt(en) der Menschen haben sich verändert und damit auch die Räume und Kontexte für Glaube, Verkündigung und Seelsorge der Kirche.“
Dieses Buch nimmt jeden an die Hand
Das neue „Gotteslob“ ist nicht mehr nur ein Buch für Kenner, sondern nimmt jeden an die Hand, der sich mit der heiligen Messe beschäftigen will. Nicht mehr das Bündel der „Litaneien“ folgen auf das Inhaltsverzeichnis, sondern ein ausführliches Abkürzungsverzeichnis und die Rubrik „Was bedeutet..?“. Von Absolution bis Zimborium – die Kirche erklärt sich selbst.
Auch ist neu, dass das Kirchenjahr mit Text und Schaubild erklärt wird. Es sollen keine Fragen offen bleiben. Schon gar nicht die, warum der Pfarrer violett, rosa oder grün trägt. Auch soll jeder nach Herzenslust mitschmettern können, wenn bekannte Lieder gesungen werden, sich aber bei Strophe zwei Lücken im Gedächtnis auf tun und man auf den Text linsen muss. Darum ist nicht nur das ganze „Gotteslob“ um mehr als einen Zentimeter gewachsen, sondern auch die Schrift ist größer. Das hilft natürlich auch bei lateinischen Psalmen, die garantiert nicht mehr jeder aus dem EffEff auswendig kennt.
Erstmalig steht auch die Bayernhymne im „Gotteslob“. „Gott mit dir du Land der Bayern“ – der Kardinal setzte sich persönlich dafür ein, dass sie im diözesanen Sonderteil steht. Lieder, die kaum gesungen wurden, flogen raus. Insgesamt stehen 290 Lieder drin, 160 alte, 130 neue, über die Hälfte sind ökumenisch. Den Konservativen wird diese Aufmachung vielleicht nicht gefallen, den Progressiven könnte sie nicht modern genug sein. Altes musste weichen, Neues ist dazu gekommen. So ist das, wenn sich Zeiten wandeln. Es geht nicht ohne Kompromisse.