Sieg der Subkultur

Jahrelang rangen die Künstler mit der Stadt München um ihre Domagkateliers. Am Samstag wird das für 5,3 Millionen Euro sanierte Haus 50 von OB Ude den Nutzern übergeben
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Jahrelang rangen die Künstler mit der Stadt München um ihre Domagkateliers. Am Samstag wird das für 5,3 Millionen Euro sanierte Haus 50 von OB Ude den Nutzern übergeben

Ganz Gallien ist besetzt von den Römern. Nur ein kleines gallisches Dorf leistet Widerstand... Die Römer sind in diesem Fall kommunale Grundstücksverwerter und internationale Immobilienhaie, das gallische Dorf die Enklave der Domagkateliers. Durch ihre ausdauernde Hartnäckigkeit hat „Europas größte Künstlerkolonie“, wie sie sich erfolgreich vermarktete, die Stadt München mürbe gemacht: Diese überließ der kollektiven Subkultur im Entwicklungsgebiet der ehemalig Funkkaserne schließlich eine Immobilie. Nach jahrelangem Ringen und der Umbauzeit von nur einem Dreivierteljahr wird das frisch sanierte Haus 50 am Samstag durch OB Christian Ude den Nutzern übergeben.

Die Stadt investierte inklusive Grundstück immerhin 7,7 Millionen Euro in das vom Architekturbüro Doranth Post umgebaute Haus 50, das in Zukunft dauerhaft als Ateliergebäude vermietet wird. Und das findet sogar Georg Höngdobler, der stets um Unaufgeregtheit bemühte Sprecher der Domagkateliers, „toll“. Auch wenn es eben nur eines von einst elf Kreativ-Häusern ist, in dem jetzt auch nur mehr 102 statt 250 Ateliers Platz haben. Zu schaffen macht ihm aber die Höhe der Miete, die insgesamt bei über zehn Euro liegt: „Das ist die höchste Gesamtbelastung aller städtischen Ateliers.“ Was laut Diana Ebster vom Kulturreferat daran liegt, dass die Qualität der instandgesetzten, bis zu 8,50 Meter hohen Räume höher bewertet wird als in anderen Häusern.

Zufriedenheit kehrt ein

Hört man sich bei den großenteils alteingesessenen Mietern um, dominiert insgesamt die Zufriedenheit mit der neuen Situation. Yongbo Zhao und Gerhard Berger loben die fantastischen Lichtverhältnisse, Gotlind Timmermanns freut sich über die fast kirchliche Raumhöhe und Zamp Wimmer findet, es herrsche immer noch „ein gutes Miteinander“. Nur Akademieprofessor Jerry Zeniuk ist entsetzt, dass bei ihm im Zuge der Sanierung alle Leitungen offen verlegt wurden – und er jetzt ins Haustechnik-Chaos blickt.

Ein so großes öffentliches Ateliergebäude einzurichten dürfte aber deutschlandweit einzigartig sein. Und sogar der Erhalt des Hauses 49 nebenan scheint gesichert. Dort will die Wohngenossenschaft „Wagnis“ übernehmen und Platz für „ARTGenossen“ schaffen. So schlecht geht’s Münchens Künstlern also derzeit nicht.

Roberta De Righi

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