Sie machen es französisch!
Ach, oui, diese Franzosen, sie verstehen was von Romantik, nur sie können „je t’aime” lupenrein aussprechen, nur sie haben eine Stadt der Liebe, in die sich nun einer mit seiner Band hinbegeben hat, um den Verlockungen des Chansons zu erliegen.
Und wenn man Götz Alsmann auf der Bühne des Lustspielhaus sieht, er und Band in babyaugenblauen Anzügen, allein bei ihm das Haar zur kecken Tolle hochgestellt, als ob er vor dem Auftritt noch mal kurz in die Steckdose gegriffen hat, dann ist schon optisch alles auf feine Oh-là-là-Nostalgie eingestellt: Auf geht’s mit „Götz Alsmann in Paris”, zum Trip in die 30er bis 60er Jahre der französischen Lieder.
Französisches geht auf Deutsch über die Lippen
Es ist zunächst mal eine Vorpremiere im Lustspielhaus, es wird also noch ausprobiert, was dann im Oktober in Dortmund auf der Bühne geboren werden soll. Doch das klingt alles schon recht formidabel: Während bei Götz am Klavier die Töne wie Champagnerblubber perlen, zaubert Altfrid M. Sicking am Vibraphon sehnsuchtshelle Klänge hervor. Und weil es nicht nur traumverloren in der Stadt an der Seine zugeht, braucht es für den sanften bis flotten Drive natürlich noch Bassist Michael Müller, Rudi Marhold am Schlagzeug und Percussionist Markus Paßlick. Es ist durchaus alles très francais, doch Alsmann ist klug genug, sich den Gefahren des französischen Nasals nicht auszusetzen: man singt deutsch.
Aus „La mer”, also „Das Meer” von Charles Trenet, machen sie eine flotte Swingnummer, „Les Feuilles mortes” von Joseph Kosma lassen sie liebestraurig dahinschleppen. Im legendären Studio Ferber in Paris haben sie die Nummern für ihre neue CD aufgenommen. Man habe sich auf einem Sofa gefläzt, wo schon Serge Gainsbourg (nicht nur) saß, schwärmt Alsmann, und man wundert sich, dass er, Alsmann, sich nicht ein einziges Mal eine Zigarette ansteckt.
„Der Vagabund und das Kind” leben wieder auf, der singende Filmstar Eddie Constantine sei eines seiner Kindheits-Idole, meint der 54-Jährige, und die verklärende Verehrung für „Haudrauf-Eddie” und „Monsieur 100 000 Volt” Gilbert Bécaud kommt natürlich verschmitzt daher, angetrieben von 1 Million Alsmann-Volt. Ein wenig Paris-Demontage gehört dazu, etwas Bitterkeit, die jedoch immer da war: „Ich kann dich einfach nicht mehr seh’n! Mit deiner schlampigen Figur gehst du mir gegen die Natur”, trällert Alsmann in „Du lässt dich geh’n” auf den Spuren von Charles Aznavour. Was für ein rüdes Volk die Franzosen doch sind.