Sich selbst mit der Seele suchen
Von Kipplings „Dschungelbuch” oder „Auf der Suche nach Indien” von Edward Morgan Forster über Hermann Hesse-Bücher bis zum Hippie-Mekka, – Indien ist exotisches Traumland für kapitalismus- und zivilisationsgeschädigte Europäer.
John Madden („William Shakespeare in Love”) schickt eine bunte All-Star Rentner-Gruppe ins gelobte Rajas-than: Judy Dench als liebenswert Liberale, Maggie Smith als rassistische Altjungfer, Bill Nighy als neugieriger Ehemann, dessen Frau in Indien verkrampft, und Tom Wilkinson als pensionierter Richter auf der Suche nach verbotener, vergangener Liebe. Und so sind sie die tragikomische Identifikation für uns im „Best Exotic Marigold Hotel”, das entgegen dem Prospekt eine Bruchbude ist. Der junge Inder und charmante Traumtänzer (Dev Patel, aufgestiegen vom „Slumdog Millionär”), will hier seinen nostalgischen Hotelier-Traum verwirklichen.
Aus dieser Kontrastsituation zwischen europäischen nostalgischen Komfort-, exotischen Abenteuer- und kolonialen Erwartungen sowie Effektivität einerseits und erfrischend-chaotischer, farben-froher indischer Realität andererseits, schlägt der Film witzigste Funken, ohne tragische Aspekte aus den Augen zu verlieren: Kastenwesen, Chancenlosigkeit trotz akademischer Bildung, Armut indischerseits und Alterseinsamkeit, Dünkel, Ehekäfig und Tod europäischerseits.
Das verhindert, dass der Best-Ager-Film verkitscht oder zu viele Klischees bemüht und in einer guten, tragikomischen Balance bleibt, wobei das Optimistische angenehm unerschrocken überwiegt. Und immer befragt uns Indien als Spiegel, wie es um unsere Fähigkeit zum Glück steht. Am Ende bleiben manche für immer, andere kehren nach England zurück. Aber jeden hat dieser Subkontinent verändert.
Kino: ABC, Eldorado, Gloria, Mathäser, Rio, Solln sowie Cinema (OV), Atlantis (OmU)
R: John Madden (GB, 124 Min.)
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