"Showing the Schwanz": Jango Edwards im Lustspielhaus
„I do not show the Schwanz. Well…maybe later": Jango Edwards ist im Lustspielhaus - einer der ganz großen Clowns made in USA. Und die Zeichen stehen auf derb, auf grenzenlose Komik. Eine Riesen-Show.
Der Herr im Zwirn kommt mit greller Begleitung ins Lustspielhaus, leckt einem Zuschauer die Glatze ab, begrabscht ein paar andere, schaut einer Dame unter den Rock und stolpert die Bühne hoch, seine Nase so rot, als ob er vor der Show fünfeinhalb Schnaps gezwitschert hat. Die Zeichen stehen auf derb, auf grenzenlose Komik – Jango Edwards ist im Lustspielhaus, einer der ganz großen Clowns made in USA. Und weil seine alten Gags immer noch ziehen bringt er seine „Classics" mit. Wobei jede seiner drei München-Shows anders sei, verspricht Jango, und nein: „I do not show the Schwanz. Well…maybe later."
Jango Edwards ist der Geile unter den Clowns, ein rauer Woody Allen aus Detroit, nur dass er seine Sex-Pointen mit dem Körper produziert. Auch mit 59 sind die regen Glieder nonstop auf Gagsuche; selbst die Pobacken, gerne präsentiert, können noch kraftvoll zubeißen. Intelligent und gekonnt ist das. Edwards weiß, dass der glitschige Grenzüberschritt befreiendes Lachen erzeugt. Durch die Ritzen des Anstands lässt er allerlei Feuchtes, Glibriges spritzen, das Publikum bekommt einiges ab: Bier, zermatschte Eier, Frankfurter Würstel. Zwischendurch packt er wirklich Uraltes aus, den Schreibmaschinen-Sketch, den schon Jerry Lewis beherrschte. Klickediklickediklick und tsching, immer noch doll, das olle Ding.
Seine Partnerin Cristi Garbo, mit der er in Barcelona zusammenlebt, ist ein kongenialer, mimisch und optisch üppig bestückter Gegenpart. Wenn sie, in ein rotes Superkostüm gequetscht, allein neben einem Radio steht und zu quietschgutgelaunter Musik ihr Gesicht entgleiten lässt, klaut sie dem Boss den Abend. Der Dritte im Bunde, Andreas Swatosch, genannt „Squaretoes", ist als Magier-Clown mit Understatement eine charmante Beruhigungszone im Chaosraum des tellerzerdeppernden Edwards.
Nicht jede Nummer ist hier ein Glanzstück, weil der Klassiker gerne das Risiko der Improvisation eingeht. Ob als Matador, als betrunkene Blondine oder Altrocker - Edwards lässt sich mit dem Publikum treiben, will es mit ihm treiben, permanent. Am Ende hing der CD-Player für das poetische „Smile"-Finale. Das ärgert den Profi-Clown, doch was soll's: Seinen Schwanz hatte er schon kurz vor der Pause gezeigt. Im Po eingeklemmt. Eine Riesen-Show.
Michael Stadler
- Themen: