Show auf Tod und Leben
In diesem Märchen-China wird alles medial vermarktet. Auch wenn Prinzessin Turandot ihren Freiern Rätsel stellt, ist das Fernsehen immer dabei. So holt der Regisseur Jens-Daniel Herzog brachial aber vergnüglich Schillers „Turandot“ von 1802 ins Heute. Bei der Premiere im Residenz Theater gab's nach zwei kurzweiligen Stunden Applaus mit vielen Bravos.
Die Drehbühne zeigt zunächst die dreckigen Backstage-Verhältnisse: Der als Asylant nach Peking geflüchtete Prinz Kalaf (Thomas Loibl) schuftet in einem Sperrrholzverschlag als Tellerwäscher, in der Studio-Garderobe schminkt sich Kaiser Altoum (Rainer Bock) für den täglichen Auftritt und schäkert mit den Tanzmäuschen.
Dann die große Show im schicken Studio samt Ballettgirls: Aus dem Gegensatz zwischen vor und hinter den Kulissen holt Herzog viel Situationskomik. Nachdem Kalaf sich aber um die stolze Turandot (Lisa Wagner) beworben und ihre Rätselfragen spielend gelöst hat, setzt das psychologische Drama ein.
Komik schafft Unterhaltungswert
Denn die Prinzessin kann ihre Niederlage sowenig wie ihre Liebe zu Kalaf eingestehen. Aber dieser Zwiespalt wird bei Lisa Wagner nicht wirklich überzeugend, während Loibls Kalaf sehr intensiv um Alles oder Nichts kämpft. Einen wundersam skurrilen, vergesslichen Tattergreis spielt Helmut Stange als Kalafs Vater Timor. Die Aufführung dürfte dank ihres komischen Unterhaltungswertes ein Publikumsrenner werden.
Gabriella Lorenz
Eine ausführliche Kritik lesen Sie am Montag in der Print-Ausgabe der AZ.