"Sherlock Holmes: Spiel im Schatten": Was sich liebt, das schlägt sich

Ermitteln mit Waffengewalt: Guy Ritchie inszeniert auch den zweiten Teil von „Sherlock Holmes”  als Materialschlacht
Florian Koch |
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Ermitteln mit Waffengewalt: Guy Ritchie inszeniert auch den zweiten Teil von „Sherlock Holmes” als Materialschlacht

Das kann doch nicht wahr sein! Da fährt Dr. Watson mit seiner frisch Angetrauten in die Flitterwochen und sein alter Freund Sherlock Holmes soll nicht mit dabei sein. Wie gut, dass der eifersüchtige Meisterdetektiv auch für diesen „Affront” eine Lösung parat hat. Er schmeißt die Dame einfach aus dem Zug. Und damit sein alter Ermittlerkollege nicht komplett ausrastet, sorgt er auch dafür, dass die Braut, die sich doch getraut hat, von seinem Bruder sicher in Empfang genommen wird. Denn die Arme landete nach über 50 Metern Flug doch sehr unsanft im kühlen Nass. Aber Holmes hat auch Gründe für seine Frechheit, immerhin haben es Attentäter auf Watson abgesehen.

In „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten” muss die Sir-Arthur-Conan-Doyle-Figur an zwei Fronten kämpfen. Zum einen will Holmes verhindern, dass er Dr. Watson endgültig an die Damenwelt verliert, und zum anderen muss er den Kriegstreiber-Plänen von Professor Moriarty Einhalt gebieten. Beide Handlungsstränge bieten für Regisseur Guy Ritchie genügend Gelegenheiten, um albernen Slapstick mit brachialen Actionszenen zu kombinieren. Ritchies selbstverliebte, auf optische Schauwerte ausgerichtete Inszenierung orientiert sich eng am ersten Teil, der mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 520 Millionen Dollar ein überragender Erfolg wurde – sehr zum Ärger der Doyle-Puristen, die das ständige Spiel mit Zeitlupentricks als simple Zugeständnisse an den Massengeschmack abkanzelten.

Diese Fans der klassischen literarischen Vorlage werden auch im zweiten Teil wenig zu lachen haben. Dabei führt Ritchie mit dem intellektuellen Holmes-Erzfeind Moriarty eine populäre Figur ein. Doch Jared Harris bekommt nur wenige Szenen, um dem „Napoleon des Verbrechens” Konturen zu verleihen. Dennoch zählen die Konfrontationen von Holmes und Moriarty zu den Stärken des Films, ihr Schachspiel-Showdown, bei dem jeder Zug neue Planspiele enthüllt, erzeugt jene prickelnde detektivische Spannung, die im lauten Actiongedöns unterzugehen droht.

Auch Noomi Rapace („Verblendung”) kann als Zigeunerin leider keine Akzente setzen, weil das pubertäre Spielkind Ritchie lieber in allen Details das Abfeuern von Maschinengewehren zeigt, als sich Zeit für die Figurenentwicklung zu nehmen. Und so bleibt „Sherlock Holmes” ein aufwändig ausgestattetes, technisch brillantes Happening, das in rasender Geschwindigkeit von einem Schauplatz zum nächsten hetzt. Vielleicht sehen deswegen auch die beiden Hauptdarsteller Robert Downey Jr. und Jude Law so fertig aus, als hätten sie die Dreharbeiten mehr in Bars als am Set zugebracht.

Kino: Cinema (OV), CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Museum Lichtspiele (OV), Neues Gabriel, Royal
R: Guy Ritchie (USA, 129 Min.)

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