Severin Groebner erhält den Dieter-Hildebrandt-Preis: Die Philharmoniker müssen warten

Nein, dass der in Wien geborene Kabarettist Severin Groebner München nach etlichen Jahren wieder verlassen habe, nehme er ihm nicht übel, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter über den neuen Dieter-Hildebrandt-Preisträger.
Nur verortete er ihn wieder in Wien, was so nicht stimme, wie Laudatorin Luise Kinseher korrigierte. Und Politiker zu korrigieren ist eine Kernkompetenz der Mamma Bavaria. Aber der Fehler sei nicht schlimm, sagte Luise Kinseher. Der nun in Frankfurt sein Unwesen treibende Groebner sei ohnehin ein Hanswurst (in bester Wiener Theatertradition), und in Wien hießen Wiener Frankfurter. Ihre Groebner-Kompetenz rechtfertigte Luise Kinseher mit der Tatsache, sie habe ihm lange in die Augen geschaut (beim gemeinsamen Bühnenauftritt) und beide dann tief ins Glas. Und sie überraschte mit der Erkenntnis, dass niemand einen Volldeppen so glaubhaft darstellen könne wie eben Groebner.
Kabarettistin Luise Kinseher hält Laudatio
In Erinnerung an den 2013 gestorbenen Namensgeber des Preises schloss sie ihre Laudatio mit einem ganz besonders hintersinnigen Hildebrandt-Zitat: "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht alles bekommen, was wir verdienen."
Groebner selbst sagte, die Juryentscheidung sei für ihn so überraschend gewesen wie ein warmer Sommerregen im Dezember auf Helgoland. Außerdem sei ihm zu Ohren gekommen, dass man als Hildebrandt-Preisträger, zudem als musikalischer, automatisch ein Vorgriffsrecht hätte auf den derzeit vakanten Chefposten der Münchner Philharmoniker.
Severin Groebner spielt Opa-Enkel-Konstellation aus seinem aktuellen Programm
Leider aber müsse er absagen, er gehe davon aus, bald Frankfurter Oberbürgermeister zu werden, nachdem Peter Feldmann selbst von den eigenen Parteigenossen kein Vertrauen mehr geschenkt bekäme. Er hoffe zudem, dass die umfangreiche, keine Sparte seines Schaffens aussparende Jurybegründung kein Preview auf seine Beerdigung sei.
Als Kostprobe aus seinem aktuellen Programm "Gut möglich" spielte er die beliebte Opa-Enkel-Konstellation durch: Er habe seinen Opa noch für dessen NSDAP-Ausweis kritisiert, so Groebner, was aber solle er seinen Enkeln später sagen, wenn sie seine "Miles and more"-Karte fänden? Dass es unzumutbar gewesen sei, im Zug stundenlang gegen die Fahrtrichtung zu sitzen?
Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass Groebner natürlich per ICE angereist kam und den Musiker Elis C. Bihn im Gepäck hatte. Dessen Anfahrt hat sich schon allein für das wunderbare Lied "Männer in Kneipen" gelohnt. Beim anschließenden Büffet im Alten Rathaussaal bekam Bihn nicht nur Lob von Dieter Reiter, sondern auch schon Anfragen, diese Reise für einen Auftritt bald zu wiederholen.