„Seine Seele rührte mich an“
Ulrich Tukur spielt in dem ARD-Doku-Drama den brutalen „Würger von Regensburg“ Horst David - einen "Mann, dem die Frauen vertrauten". Dabei strahlt er in den Spielszenen all das aus, was die Zeitzeugen im Film über den Serienmörder bestätigen. Eine Idealbesetzung.
Ob ich diese Figur spielen wolle, fragten mich die Harrichs“, sagt Ulrich Tukur. „Woher er käme, wie der Anfang seines Lebens verlaufen sei, wollte ich wissen. Die Antwort war so überraschend, dass ich sofort zusagte."
Tukur spielt in dem ARD-Doku-Drama „Der Mann, dem die Frauen vertrauten“ den Regensburger Serienmörder Horst David. Das Autoren-Ehepaar Danuta Harrich-Zandberg und Walter Harrich stellt ihm darin den Mann gegenüber, der den „Würger von Regensburg“ gefasst hat: Josef Wilfling, den Leiter der Münchner Mordkommission.
Ein echter Krimi
Statt „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ gibt’s heute also einen echten Krimi mit Ulrich Tukur als Idealbesetzung. Er strahlt in den Spielszenen all das aus, was die Zeitzeugen im Film über ihren Angestellten, Nachbarn und Bekannten von einst, Horst David, bestätigen: Tukur ist dieser nette Kerl von nebenan der zuverlässig arbeitet und Schlag bei den Frauen hat. Ebenso überzeugend wirkt der Schauspieler, wenn er die dunkle Seite des Malermeisters und Familienvaters zeigt: Zwischen 1975 und 1993 tötete Horst David mindestens sieben Frauen in Regensburg und München – Prostituierte und auch ältere Bekannte und Gönnerinnen.
„Bis zu dem Augenblick, als ich anfing, in das Leben des Horst David einzusteigen, hatte ich nicht wenige Totschläger, Triebtäter, Massenmörder oder andere Unmenschen gespielt.“ Tukur wurde berühmt, als er vor 25 Jahren beim Regisseur Zadek in Sobols „Ghetto“-Stück am Hamburger Schauspielhaus brutal den jungen SS-Mann spielte. In das „Leben der Anderen“ gab er den Stasi-Offizier Anton Grubitz. „Von Horst David, einem der produktivsten Serienmörder der deutschen Nachkriegskriminalgeschichte, hatte ich allerdings noch nicht einmal gehört“, sagt der 51-Jährige.
"Suche nach der Befreiung von einem Trauma“
Dann erfuhr der Schauspieler, dass Horst David als Kind von seiner Mutter in den Wirren der letzen Kriegstage auf einen bayerischen Bahnhof ausgesetzt worden war. „Er trug ein Schild um den Hals, auf dem nichts als sein Name und die Daten seiner Geburt vermerkt waren“, erzählt Tukur. „Da geht das Leben eines Menschen zu Bruch, noch bevor es überhaupt hat beginnen können. Was folgt, ist eine unstete Heimkarriere, ein Erwachsenwerden ohne Halt und die unentwegte Suche nach der Befreiung von einem Trauma.“
Der Film basiert auf der Lebensbeichte des Frauenmörders, die er den Harrichs zukommen ließ. „Und so bin ich langsam immer tiefer in die Seele dieses einsamen Menschen vorgedrungen, die aus einem undurchdringlichen Gestrüpp von Sehnsüchten und Lebenslügen bestand“, sagt Ulrich Tukur, „und mich in ihrer Verlorenheit doch immer wieder anrührte“.
aka
„Der Mann, dem die Frauen vertrauten“ läuft am Freitag um 21.45 Uhr im Ersten