Sei ruhig und lass’ mich gehen, wer immer du bist
Das „next big thing“ aus Großbritannien fällt üblicherweise auch in Deutschland stets auf fruchtbaren Boden. Mit „We Started Nothing“, dem Debüt von The Ting Tings, kommt frisches Chartfutter.
Das Bandmodell scheint karg, ist aber erprobt: Nur zu zweit, mit einem Mann am Schlagzeug und einer Frau an Gitarre und Mikrofon, haben schon die White Stripes zu musikalischem Erfolg gefunden. Und auch bei The Ting Tings ist der Sound trotz der kleinen Besetzung nicht minimalistisch, sondern dank einiger Loops kräftig und vielfältig. Dazu knackige Melodien und ein frischer Gesang – so hat die Band aus dem Norden Englands gerade blitzschnell die Charts der Insel erobert. Sowohl ihr Album „We Started Nothing“ als auch die Single „That's Not My Name/Shut Up And Let Me Go“ landeten ganz vorne in den jeweiligen Hitlisten.
Das „next big thing“ aus Großbritannien fällt üblicherweise auch in Deutschland stets auf fruchtbaren Boden, und da werden Jules de Martino und Katie White keine Ausnahme machen. Aber allein durch die weibliche Stimme unterscheiden sie sich von ihren Vorgängern wie Arctic Monkeys oder Franz Ferdinand. Manchmal lässt der Indie-Pop sogar noch die Girlband-Anfänge der Sängerin erahnen. Wie eine herrlich übel gelaunte Lily Allen klingt Katie White, wenn sie „Shut up and let me go“ durch die Boxen schreit.
Dabei ist ihr Zorn (ob auf die Musikindustrie oder auf Männer) musikalisch durchaus modulationsfähig: Bei „Keep Your Head“ konkurrieren Funk-Rhythmen mit einem krachenden Schlagzeug, bei „Traffic Light“ wird es auch mal ruhiger. Immer wieder überstrahlt die anspruchsvolle Gesangsleistung alles andere. The Ting Tings schaffen es auf ihre ganz eigene Weise, kunstvoll zu sein, ohne experimentell zu klingen.
Julia Bähr
The Ting Tings: „We Started Nothing“ (SonyBMG)
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