Sean Connery zum Achtzigsten
Der erotischste Mann der Welt? Vielleicht. Jedenfalls wird Sean Connery heute 80 und war viel mehr als nur im Dienste Ihrer Majestät
War es in München im Hotel Vier Jahreszeiten oder doch in Hamburg? Michael Graeter kann sich nur noch an die Folgen der Begegnung erinnern: ein fast ausgekugelter Arm. Graeter hatte Connery schwach angeredet, die heutigen Schauspieler ließen sich für Kampfszenen ja doch immer nur doubeln. Connery packte Graeter und wirbelte ihn kraftvoll durch die Luft zu Boden.
Kein Wunder: Schon 1952 hatte Sean Connery die Startnummer 24 bei der Wahl zum Mister Universum, war zuvor schon gewichthebender Bodybuilder, Lastwagenfahrer, Nacktmodel und Sargpolierer gewesen. Ein weiter Weg zum „Sexiest Man Alive“, den Titel, den er 59-jährig vom „People Magazin“ bekam, ehe er nochmals zehn Jahre später vom gleichen Magazin zum „Erotischsten Mann des Jahrhunderts“ gewählt wurde, woraufhin er im neuen Jahrtausend dann doch seinen Ruhestand erklärte – und der AZ sein Schauspiel-Konzept: „Das ist die Kunst der Schauspielerei: Es genügen minimale Gesten, um eine Figur zu charakterisieren. Man muss nicht wie ein Wahnsinniger vor der Kamera herumhüpfen, um gut zu sein. Das überlasse ich jüngeren Kollegen.“
Aber wer ist dieser elegant-charmante Herr? Zumindest widersprüchlicher, als er scheint: Denn wie kann man als schottischer Nationalist im Kilt herumlaufen, gleichzeitig aber seinen steuergünstigen Wohnsitz auf den Bahamas haben? Und vielleicht waren es seine berühmten Einsätze „im Auftrag Ihrer Majestät“, die ihn – das Mitglied der separatistischen Scottish National Party – den eitlen Ritterschlag durch die britische Queen zum Sir im Jahr 2000 akzeptieren ließen: „Da keine Bedingungen damit verbunden waren, habe ich nach einer Woche Überlegung akzeptiert. Deshalb ändere ich noch lange nicht meine Meinung. Wenn das nicht gefällt, kann man den Titel auch zurückhaben.“
Er wurde Bond
1962 tauschte Sean Connery seinen Namen: Sein Name war jetzt Bond, James Bond. Produzenten waren auf der Suche nach einem Schauspieler, der in mehreren Filmen die Rolle des Geheimagenten 007 nach Ian Flemings Romanvorlagen übernehmen sollte. David Niven, Roger Moore oder Cary Grant schieden aus. Sean Connery blieb im Rennen und auch eine Leserumfrage bei einer Tageszeitung votierte für Connery, so dass er – mit überwältigendem Publikumserfolg – „Dr. No“ jagen durfte.
Dann jagte ein Bond den anderen: „Liebesgrüße aus Moskau“ spiegelten den Kalten Krieg, Connery wurde zum Goldjungen der Filmwirtschaft auch in „Goldfinger“, war heiß begehrt noch in „Feuerball“, wollte aussteigen, so dass der nächste Titel ironisch „Man lebt nur zweimal“ genannt wurde. „Die Sache lief irgendwann aus dem Ruder“, erinnert sich Connery: „,James Bond jagt Dr. No’ kostete nur 960000 Dollar und war ein toller Film. Dann explodierten die Budgets, Filme und Drehzeiten wurden immer länger, es ging fast nur noch um Special Effects. Außerdem nervte es, ständig mit 007 gleichgesetzt zu werden.“
Aber mit der damals gewaltigen Gage von 1,4 Millionen Dollar und der Zusage, er könne zwei Kinofilme seiner Wahl produzieren, verführten ihn die „Bond“-Produzenten 1971 zum Comeback als 007 im „Diamantenfieber“, und mit 53 Jahren konnte Connery selbstironisch sagen: „Sag niemals nie“ (1983) – ein Connery-„Bond“, der als Konkurrenz zum „offiziellen“ Film „Octopussy“ mit Roger Moore im selben Jahr startete.
Dass Connery auch anders kann, bewies er in den 70ern schon als Major Urquhart im Anti-Kriegsfilm „Die Brücke von Arnheim“ unter der Regie von Richard Attenborough. Für die Darstellung eines hartgesottenen Polizisten im Kampf gegen Al Capone in „Die Unbestechlichen“ bekam er 1987 den Oscar.
Starke Ausstrahlung
Regisseur Steven Spielberg war von der Ausstrahlung des Charakterdarstellers so begeistert, dass er für den dritten „Indiana Jones“-Film die Rolle des Vaters von Professor Jones genau auf ihn zuschnitt. Im gleichen Jahr wie „Die Unbestechlichen“ zeigte sich Connery auch als als William von Baskerville in „Der Name der Rose“ von einer für ihn eher unmännlichen Seite, indem er als mönchisch liberales Super-Hirn Kloster-Morde aufklärt. Der Film von Jean-Jacques Annaud war in Europa ein überwältigender Erfolg, floppte aber in den USA.
Noch in den 90ern konnte man Connery in Action-Thrillern wie „The Rock – Fels der Entscheidung“ (1996) sehen oder an der Seite von Catherine Zeta-Jones in „Verlockende Falle“ (1999). Da war Connery bereits Ende 60. Und wäre das „People Magazin“ endgültig größenwahnsinnig, könnte es ja Sean Connery noch zum „Sexiest Man of the Millennium“ wählen.
Adrian Prechtel
Connery in der ARD: morgen, Do, 0.25 Uhr, Sidney Lumets „Sein Leben in meiner Gewalt“. Sa, 1.40 Uhr: „Die Brücke von Arnheim“ und 3.45 Uhr „Die Uhr läuft ab“
- Themen:
- ARD
- James Bond
- Sean Connery