Schwanensee im Prinzregententheater
Das Kratzen der Kufen, Spagatsprünge, Hebungen, Würfe und dreifache Schrauben: Dem Stück "Schwanensee on ice" fehlt es an Energie. Das liegt auch an der zu kleinen Eisfläche im Prinzregententheater.
Der Applaus wirkt wie Zündstoff: Nach der ersten Verbeugung wirbeln die Eiskunstläufer von „Schwanensee on Ice“ über die präparierte Bühne des Prinzregententheaters: Es werden Spagatsprünge, Hebungen, Würfe und dreifache Schrauben gezeigt. Doch genau diese entfesselte Energie fehlt dem Stück über weite Strecken. Das liegt auch an der Eisfläche, auf der die russischen Läufer das Märchen von der verwunschenen Schwanenprinzessin Odile erzählen. Die ist zu klein – zumindest für die Energie der Musik Tschaikowskys.
An das laute Kratzen der Stahlkufen, die nach jedem Element schwungvoll abgebremst werden, um nicht über den Rand der Eisfläche hinauszuschießen, gewöhnt man sich, an das Scheppern der Lautsprecheranlage, aus der die Konservenmusik dringt, aber nicht. Auch den technischen Fähigkeiten der Eistänzer sind Grenzen gesetzt: Es fällt schwer, an diesem Abend die Bilder, wie sie die olympischen Winterspiele boten, auszublenden. Messen lassen muss sich das Stück auch mit dem Zauber einer Ballettinszenierung. Das gelingt nicht immer. Wenn aber dichter Nebel die Kufen der Schwanentänzerinnen verhüllt, dann ist er da, der Märchenzauber. Das sind die Stärken des Kufentanzes – die Schwerelosigkeit, mit der die acht Mädchen im Flatter-Tutu in einer einzigen gleitenden Bewegung beeindruckende Formationen bilden und wieder auflösen.
In den Handlungsszenen gelingt das weniger gut: Als der Prinz sieht, dass er getäuscht wurde und seiner geliebten Odile das Herz gebrochen hat, fällt er theatralisch auf die Knie. Das wirkt statisch und aufgesetzt. Aus dem Sog, den die Musik entwickelt, wird man da schnell wieder herauskatapultiert.
Johanna Jauernig
Noch bis 5.4., 19.30 Uhr, Karten: Tel. 21852899