Schon wieder blond
Als Duo-Partner von Dieter Bohlen wurde Thomas Anders mit „Modern Talking” bekannt. Jetzt gibt es seine Stimme wieder im Duett mit einem, der die deutsche Musikszene ebenfalls gut kennt: Uwe Fahrenkrog-Petersen war Komponist und Keyboarder bei Nena („99 Luftballons”), bis er in die USA ging und dort etwa Justin Timberlake, Kim Wilde und Wyclef Jean produzierte. Aus dem Fernsehen kennt man ihn als Popstar-Juror. Die erste gemeinsame Single des Duos Anders/Fahrenkrog trägt den Namen „Gigolo” und wenn es dort „Got no heart, got no soul” heißt, ist die Anspielung auf „Modern Talking” unverkenbar. Auch melodisch lassen die beiden die 80er wieder aufleben, „gemixt mit modernen Dance- und Elektrosounds”.
AZ: Herr Anders, Herr Fahrenkrog wie kam’s zu Ihrem Zusammenspiel?
UWE FAHRENKROG: Wir beide kannten uns lange Zeit überhaupt nicht persönlich. Klar wusste man, was der andere macht, das war Konkurrenz, aber wir haben uns nie richtig kennen gelernt. Letzten Sommer sind wir uns zufällig in einer Lounge auf dem Frankfurter Flughafen über den Weg gelaufen. Das Gespräch war gut und am Ende stand fest: Wir wollen mal zusammen ins Studio gehen. Am Anfang ging es um Songs für Thomas, doch in mir wuchs der Gedanke, dass ich auch mal wieder Lust hätte, auf die Bühne zu gehen. Ich bin noch nie im Duett aufgetreten.
Herr Anders, wie ist es denn nun, wieder zu zweit auf der Bühne zu stehen?
FAHRENKROG: Thomas freut sich, dass er wieder mit einem Blondie auftritt.
THOMAS ANDERS: Wenn wir auftreten und ich sehe im Augenwinkel den Blondschopf, zucke ich manchmal regelrecht zusammen. Nein, im Ernst: Nach dem Erfolg in Russland mit einer halben Million verkaufter Solo-Platten allein in 2010 wollte ich wieder was Neues machen.
Es ist schon von Modern Talking 2.0 die Rede. Bringt Sie das nicht auf die Palme?
ANDERS: Nein, wir leugnen schließlich nicht unsere früheren Projekte, sondern bringen das beste daraus zusammen. Wir können stolz auf das sein, was wir früher erreicht haben. Jeder kennt „99 Luftballons” oder „You’re My Heart, You’re My Soul”. Gemeinsam können wir auf 200 Millionen verkaufte Tonträger blicken. Das ist doch toll! Und in Internetforen wird Anders/Fahrenkrog schon vor Veröffentlichung sehr gut angenommen.
FAHRENKROG: Manchmal verstehe ich die Aufregung in Deutschland nicht, wenn es um neue Projekte geht. Ich lebe ja schon eine ganze Weile in Los Angeles und verfolge solche Diskussionen immer sehr interessiert. Nehmen wir das Beispiel FC Bayern und Manuel Neuer. Da passt etwas zusammen, aber trotzdem äußert jeder seine Skepsis. Im Herbst wird sich niemand mehr dran erinnern können.
Das soll heißen, Sie beide passen genauso gut zusammen, wie Neuer und der FCB?
FAHRENKROG: Nein, nein, das lässt sich ja gar nicht vergleichen. Mir geht's eher darum, dass man Neuem eine Chance geben soll.
ANDERS: Es ist ein typisches Beispiel, das alles unglaublich mit Emotionen aufgeladen wird.
Àpropos Emotionen – haben denn Ihre Ex-Musik-Partner schon auf Ihr neues Projekt reagiert?
ANDERS: Also, von Dieter habe ich noch nichts gehört. Und ich rechne auch nicht damit, dass noch etwas kommt.
FAHRENKROG: Ich habe Nena die Musik vorgespielt und sie fand sie toll.
Im Video zu „Gigolo” kommt das legendäre Umhängekeyboard zum Einsatz. Gab es Diskussionen darüber, wer es tragen darf?
ANDERS: Dazu gab es keinen Grund. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, es mir wieder umzuhängen. Es ist schon seltsam: Ich hatte es vor mehr als zwanzig Jahren nur in zwei Songs umgehängt und doch werde ich ständig darauf angesprochen.
Die Single „Gigolo” ist gerade erschienen, das Album „Two” wird am 10. 6. bei Koch/Universal veröffentlicht