Schmeiß die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Dancen
Deichkind sorgen in der ausverkauften Muffathalle für Krawall und Remmidemmi.
Ihre Bühnenshow ist etwa das, was herauskäme, wenn man acht halbwüchsige HipHopper zwei Wochen lang unter Drogen setzte und einsperrte. In einem Kostümfundus, mit alten Kraftwerk-Kassetten und Schwarzlichtlampen. Also rennen in der ausverkauften Muffathalle Musiker mit blinkenden Tetraedern auf den Köpfen herum, gewandet in Plastikfolie mit einem fluoreszierenden X auf der Brust, fläzen sich aber zwischen zwei Liedern auch einfach minutenlang wortlos auf rosa Liegestühlen.
Sie können es sich leisten. Denn die Hamburger haben nicht nur ein überaus heterogenes Publikum, in dem von High Heels tragenden, Prosecco schlürfenden Hübschheiten bis zu schwitzenden Party-HipHoppern alles vertreten ist – sondern auch eines der enthusiastischsten. Wenn ihr Hit „Remmidemmi“ zu Beginn erklingt, tanzt die ganze Halle. Deichkinds Elektro-Rap-Mischung ist in den Charts zwar nur mäßig erfolgreich, hat aber längst eine eingeschworene und textsichere Fangemeinde: „Schmeiß die Möbel aus dem Fenster – wir brauchen Platz zum Dancen!“
Dazu läuft jemand im Hühnerkostüm über die Bühne, es wird auf Trampolins oder an Bungeeseilen gehüpft, im Hintergrund schwenkt ein Skelett die Arme. Federn und Konfetti werden über dem Publikum ausgeschüttet. Beides klebt prächtig auf verschwitzten Leibern. Die Beats packen die Halle und schütteln sie durch, es werden „Saufsignale“ durchgegeben und „Bon Voyage“ gewünscht. Die Welt soll draußen bleiben, hier ist Austoben auf Hüpfburgen und Schlauchbooten angesagt. Nach der Zugabe verlassen die Fans mit Haaren voller Federn die Halle. Strahlend.
Julia Bähr
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