Schlager-Sahne mit rollendem „R“

Da wippt jedes Knie: Udo Jürgens in der Olympiahalle
von  Abendzeitung

Da wippt jedes Knie: Udo Jürgens in der Olympiahalle

Frauen rennen, sobald sie ihrem Star nahe sein können. Auch bei Udo Jürgens am Samstag in der fast ausverkauften Olympiahalle. Knapp zwei Stunden hat er schon gespielt, da rennt eine Frau durch die bestuhlte Arena vor an die Bühne. Viele folgen, die Ordner haben keine Chance, werden beiseite geschubst. Und endlich ist sie da: Die Stimmung. Jürgens drückt Hände, nimmt Blumen und schmettert ins Mikro: „Ich war noch niemals in New York.“ Deswegen sind tausende von Besuchern gekommen, zum Feiern, Mitsingen.

Einen Musikabend der anderen Art verspricht Jürgens zu Beginn. „Allen, die mitgeschleppt wurden: Es wird nicht nur Schlager geben“, sagt der 74-Jährige. Und tatsächlich: Jürgens hat in seiner 50-jährigen Karriere über jast jede Situation ein Lied geschrieben: Über Liebe und Trennung, aber auch über ewige Nein-Sager, selbst über die Finanzkrise. Übergroß erscheint dieser Mann, dessen Falten zwar tiefer sind, aber dessen Stimme immer noch kräftig das „R" rollt.

Er plaudert viel

Trotzdem überwiegen die Balladen vom Herzschmerz, die Discofox-Nummern übers Leben. Doch so richtig reißt der Entertainer samt Live-Band die Masse nicht mit. Er plaudert zuviel, umkreist sein Piano, die Dynamik fehlt. Auch Udo Jürgens braucht mehr als drei Spotlights. Zum Beispiel jenen Mythos der ihn umgibt: Große Hits, Bademantel und Tanzeinlagen.

Die Fans, sie lassen auch Jürgens am Ende aufblühen. Sein Jackett fliegt, das Einstecktuch dazu, er steppt, dirigiert, thront über der Masse. „Griechischer Wein“, „Aber bitte mit Sahne", „17 Jahr' blondes Haar" und „Vielen Dank für die Blumen". Da wippt jedes Knie.

Anne K. Koophamel

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