Schickimickis – zu Tode langweilig
Sylt oder Kitzbühel, Orte mit hohem Pelzmantel-Aufkommen - das ist überhaupt nicht seine Welt. Uwe Ochsenknecht braucht wenig Luxus, und in den Urlaub fährt er auch nicht. Ein AZ-Interview über seine Vorlieben und die Rolle als kleinbürgerlicher Lotto-Millionär.
Uwe Ochsenknecht, Rockfan und Proletarier der deutschen Schauspiel-Szene, mimt in der ARD-Komödie „Ein Ferienhaus in Marrakesch“ einen kleinbürgerlichen Lotto-Millionär auf Marokko-Urlaub.
AZ: Herr Ochsenknecht, Sie spielen einen einfachen Schuster, der im Lotto gewinnt und sich anfangs in seinem noblen Ferien-Ressort ziemlich unwohl fühlt. Wo fühlen Sie sich fehl am Platz?
UWE OCHSENKNECHT: Vielleicht auf Sylt oder in Kitzbühel. Schickimicki-Orte mit hohem Pelzmantel-Aufkommen. Die sind überhaupt nicht meine Welt.
Lässt es sich als Promi denn vermeiden, dass man an solchen Orten herumhängt?
Letzten Endes können auch wir uns aussuchen, zu welchen Veranstaltungen wir gehen und wo wir fern bleiben. Aber es gibt auf fast allen Schauspieler-Events auch sehr angenehme, nette Menschen.
Was genau nervt Sie denn an den Schickimickis?
Wenn man Geld hat, muss man das nicht so vorführen, finde ich. Diese Szene ist mir zu oberflächlich. Es geht immer nur um Häuser, Luxusartikel, Geldanlangen. Ich habe festgestellt, dass sich diese Leute auch untereinander zu Tode langweilen.
Wo machen denn Sie am liebsten Urlaub?
Wir sind eine Familie von fünf Leuten und fahren im Prinzip überhaupt nicht in den Urlaub. Wir besitzen ein Ferienhaus auf Mallorca, dort haben wir unsere Ruhe. Wir sind beruflich immer mehr unterwegs, so dass man sehr froh über einen Ort der Ruhe ist. Auf Reisen würde ich ja noch mehr Hotels sehen, darauf kann ich gerne verzichten.
Was meinen Sie mit „immer mehr unterwegs“?
Meine Söhne sind jetzt 16 und 18 Jahre alt. Sie gehen nicht mehr in die Schule und sind durch ihre Musik und Dreharbeiten auch viel unterwegs.
Im Film kochen die schwelenden Konflikte der Familie über. Weil Urlaub auch immer Stress ist?
Im Urlaub wird man mit Situationen konfrontiert, die sich im Alltag überspielen lassen. Auf Reisen schmeckt das ungewohnte Essen nicht, es gibt Moskitos – diese Faktoren sorgen dafür, dass die Hüllen fallen. Marokko, wo wir „Ein Ferienhaus in Marrakesch“ gedreht haben, ist ein gutes Beispiel. Da hatte das halbe Team mit Magenproblemen zu kämpfen. Doch die Menschen gehen unterschiedlich damit um. Der eine möchte sofort nach Hause fahren und ist mies drauf. Der andere sagt: Dieses Land bringt mir so viel Schönes, da nehme ich das in Kauf.
Wenn Sie als Lotto-Millionär eine größere Summe Geld zu verteilen hätten, wer würde davon alles profitieren?
Wer sagt denn, dass ich überhaupt etwas verteilen würde?
Sagen wir, Sie hätten 300 Millionen.
300 Millionen! So viel will ich gar nicht.
30 Millionen?
Ach wissen Sie, es ist ein Trugschluss zu glauben, dass viel Geld glücklich macht. Es zeigt sich immer wieder, dass viel Geld auf einen Schlag eher Verderben bringt als Zufriedenheit. Man unterschätzt die Schwierigkeit, mit viel Geld umgehen zu können. Wie viele sind schon in der Klapse oder Entzugsanstalt gelandet deswegen. Außerdem halte ich es nicht für gut, wenn Kinder oder Jugendliche mit der Idee aufwachsen, niemals arbeiten zu müssen, um Geld zu verdienen.
Spenden würden Sie nicht?
Klar würde ich mir Gedanken über eine Stiftung machen. Es wäre mir aber wichtig, selbst ganz genau zu steuern, was mit dem Geld passiert. Seit einiger Zeit unterstütze ich „Artists For Kids“. Das ist eine Idee von Bernd Eichinger. Dabei werden sozial schwache Familien mit Kindern unterstützt. Wichtig ist, dass ich dort immer genau weiß, was mit einer Sach- oder Geldspende gemacht wird. Dadurch wird die Hilfe sehr konkret, das ist befriedigend.
Was ist für Sie Luxus?
Ich bin in ganz einfachen Verhältnissen aufgewachsen und brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Luxus ist für mich, Essen gehen zu können, ohne mir über die Rechnung Gedanken machen zu müssen. Objekte wie eine Jacht, ein Flugzeug oder eine Riesenvilla kommen mir als Besitz völlig absurd vor.
Interview: Eric Leimann
„Ein Ferienhaus in Marrakesch“ zeigt das Erste am Freitag um 20.15 Uhr