"Scheibenwischer" abmontiert
Dieter Hildebrandt verbietet dem Kabarettisten Mathias Richling, den Titel „Scheibenwischer“ zu verwenden. „Richling macht eine andere Sendung, also soll er sie auch anders nennen“, sagt Hildebrandt. In Zukunft heißt sie "Satire Gipfel".
Ich bin völlig ratlos und hilflos“, sagt Mathias Richling der AZ. Am 19. März startet er nach Bruno Jonas’ „Scheibenwischer“-Ausstieg als künstlerischer Leiter der Sendung, doch „Scheibenwischer“ darf die nun plötzlich nicht mehr heißen. Dieter Hildebrandt verbietet dem 55-jährigen Kabarettisten den Titel. Per Anwaltsschreiben teilte Hildebrandt das den verantwortlichen Sendern BR und rbb mit, bestätigt BR-Sprecher Rudi Küffner auf AZ-Anfrage. Auf einen neuen Namen haben sich die beiden Anstalten aber schon geeinigt – nur für Kreativität blieb leider wenig Zeit: „Satire Gipfel“ soll das ARD Kabarett in Zukunft heißen.
„Richling macht eine andere Sendung, also soll er sie auch anders nennen“, sagt Hildebrandt der AZ. Der Name „Scheibenwischer“ stünde für reines politisches Kabarett. Richling aber hatte angekündigt, künftig auch Comedians in die Sendung holen zu wollen, in der ersten Ausgabe in zwei Wochen ist Ingolf Lück mit von der Partie. „Hildebrandt muss das aber falsch verstanden haben“, so Riechling. „Ich habe hundert Mal auch gesagt, dass ich kein neues Konzept plane.“
Die Namensrechte ließ sich Hildebrandt 1980 sichern
Die Namensrechte am „Scheibenwischer“ ließ sich Hildebrandt bereits bei der Gründung des Kabarettklassikers 1980 sichern. Aus Altersgründen hatte er sich 2003 aus der Sendung zurückgezogen. Ob der 81-Jährige den Sendern den Titel nun ohne Weiteres verbieten kann, ist zwar strittig, doch weder BR noch Richling wollen es auf einen Rechtsstreit ankommen lassen – auch aus „Respekt vor diesem großen Mann“. Andere aber wundern sich über den Starrsinn des Mannes, der schon einmal selbst Opfer von Zensur geworden ist.
„Ich hätte das nie von Hildebrandt gedacht“, sagt auch Richling. „Wir kennen uns seit 25 Jahren und hatten in dieser Zeit nicht einen Streit.“ Doch Hildebrandt lässt in der Titelfrage nicht mit sich reden. „Ich habe ihm zehn Interviews vorgelegt, in denen ich klar sage, dass ich am Konzept des politischen Kabarett festhalten werde. Aber Hildebrandt hat sein Todesurteil gefällt, da ist nichts mehr zu machen, obwohl er das Produkt ja noch gar nicht kennt.“ Das sei ihm völlig unverständlich. Im Übrigen habe Hildebrandt in den 80er und 90er Jahren selbst junge Comedians in die Sendung gebracht und ihnen Texte geschrieben. Beatrice Richter war da, aber auch Katja Ebstein. „Uns so ähnlich habe ich es auch vor“, betont Richling, „deshalb wird aus der Sendung noch lange keine Comedy-Show“.
Jünger und schneller soll die Sendung werden
Hildebrandt selbst will sich nicht weiter äußern, bevor er mit den betroffenen Sendern gesprochen habe. Die scheinen sich über den Vorfall aber auch nicht so richtig zu ärgern. „Konzept und Bühnenbild wurden verändert“, sagt rbb-Sprecher Volker Schreck. Da sei es nur konsequent, dass der Sendungstitel den neuen Begebenheiten angepasst werde. Jünger und schneller solle die Sendung werden, hieß es schon im Februar. Der neue Name lässt das allerdings nicht vermuten.
Angelika Kahl
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