Schau zeigt Tiere als Seelenspiegel von Künstlern
Hannover - Tiere werden als treue Begleiter vergöttert, gleichzeitig aber als Fleischproduzenten in enge Ställe gepfercht. Das Verhältnis des Menschen zu Federvieh und Vierbeinern ist zwiespältig.
"Tiere faszinieren, weil sie so etwas wie Alter-Ego-Lebewesen sind", sagte der Direktor des Sprengel Museums, Ulrich Krempel. Sein Haus präsentiert vom 2. September an die Ausstellung "Weiße Federn, schwarzes Fell" mit rund 190 Tierdarstellungen von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Zu sehen sind Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen und Filme.
Ausgehend von der eigenen Sammlung zeigt Kuratorin Isabelle Schwarz, wie unterschiedlich der Blick auf Tiere ist. Für die Expressionisten verkörperten sie die Sehnsucht nach Einklang mit Natur und Kosmos. Einen Gegenpol zu Franz Marcs utopischem Gemälde "Pferde und Adler" (1912) bildet Picassos "Der Hahn und die Katze" (1953) - der Vogel liegt mit durchgebissener Kehle vor dem Raubtier auf Samtpfoten. Auch Picassos Stierkampf-Darstellungen zeugen von seiner Auseinandersetzung mit dem Krieg und seiner Verarbeitung von persönlichen Konflikten.
Für die Berlinerin Renée Sintenis (1888-1965) sind Tiere dagegen Sinnbilder der Unschuld und Lebenselixier. Sie sagte, nur bei Tieren könne sie bei sich selbst sein, erläuterte die Kuratorin. Die Bildhauerin und Grafikerin erfand nach dem Zweiten Weltkrieg das Logo des Berliner Bären - ein tapsiger kleiner Petz, der mit hochgereckter Schnauze auf den Hinterbeinen steht.
Großen Raum nehmen Arbeiten der Französin Niki de Saint Phalle ein. Die Künstlerin wählte einen Drachen als Begleiter, um ihm die eigenen Lebensängste zuzuschreiben und das Untier zu zähmen. Neben großen Namen wie Marc Chagall, Paul Klee oder Joseph Beuys gibt es in der Schau auch Künstler zu entdecken.
Einen originellen Blick auf Haustiere bietet Corinna Schnitts Videoarbeit "Es war einmal" (2005): Eine Horde von Hunden, Katzen, Schweinen, Ziegen, Kaninchen und Gänsen stürmen ein gediegen eingerichtetes Haus. Nach und nach nehmen die tierischen Eroberer das Mobiliar auseinander. Ist dies die Rache für die Ausbeutung?
Im Pariser Grand Palais ist gerade eine Ausstellung mit Tierdarstellungen von Albrecht Dürer bis Jeff Koons zu Ende gegangen. Das Franz Marc Museum in Kochel am See zeigte jüngst Katzenbilder. "Wir schließen uns mit dieser Schau einer aktuellen Diskussion in der Kunstgeschichte an", sagte Schwarz.
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