Schattenmänner im Rampenlicht
Die schmucklose Szene wirkt mehr wie der Proberaum einer Rockband als ein Schauplatz glamouröser Zirkusakrobatik. Die drei Jungs machen zunächst auch ganz einfach Musik und spielen eine wehmütig schlichte Melodie. Ganz langsam geht Schlagzeuger Mattias Andersson an die Rampe und erzählt mit behutsamer Ironie davon, wie seine Partnerakrobatik-Nummer der Liebe wegen zerbrach. Von solchen traurigen Erlebnissen haben auch Matias Salmenaho und Peter Aberg zu berichten. Sie sind „Undermän” – so heißt die aktuelle Show, mit der der Cirkus Cirkör in diesem Jahr beim Tollwood-Festival gastiert, und so heißen im Schwedischen die Akrobaten, die den eigentlichen Star unterstützen.
In diesem Fall begingen sie den Fehler, Privates und Berufliches zu vermischen. Es sind alles wahre Geschichten, versichern die drei normannischen Kleiderschränke trotz ihrem groß karierten Holzfäller-Flanell ganz zerbrechlich. Dann entschieden sie, als Trio zusammen mit Musiker Andreas Tengblad und in der Regie von Olle Strandberg ihr eigenes Ding zu machen. Am Anfang stehen erstaunliche Kraftakrobatik im Halbdunkel, oder eine verblüffende Geschicklichkeitsnummer mit einem Rubik-Zauberwürfel.
Es ist eine Eigenheit des Cirkus Cirkör, sich sehr viel Zeit zu nehmen für seine Nouveau-Cirque-Balladen. Der Preis der radikalen Entschleunigung ist, dass das Publikum lange braucht, um mit den Figuren warm zu werden. Doch ganz allmählich werden aus den seltsam traurigen Muskelpaketen gute Kumpels der Zuschauer und erzählen eine Geschichte von Fremdsein und Annäherung mit den Mitteln der Akrobatik.
Tollwood (Theaterzelt), bis Montag, 19.12.2011, 19.30 Uhr, Tel. 070038385024