Satt soundende Biersymphoniker
Die Augustiner Festkapelle glänzt mit riesen Lieder-Repertoire und einer Bühnendeko, bei der selbst internationale Popgrößen neidisch werden würden.
Der Wiesnhit? Mit solchen Lächerlichkeiten hält sich Reinhard Hagitte gar nicht erst auf. Das Repertoire seiner Augustiner Festkapelle ist weit größer als der Beatles-Katalog, da wiederholt sich – mit Ausnahme des „Prosit“ – über Stunden kein einziger Song.
Herausragend auch das Bühnendesign, von dem U2 und Madonna noch gewaltig lernen könnten. Wie auf einer Trutzburg verschanzt sich die Band hinter Ballustraden hoch über den durstigen Fans – das allerdings geht auf Kosten des Sounds. Wer die ganze Komplexität überragender Kompositionen wie „Viva Colonia“ oder „54, 74, 90, 2006“ erfahren möchte, muss sich auf die Bank stellen. Erst hier oben offenbart sich das satte Klangbild der Biersymphoniker, die zudem länger spielen als die seligen Grateful Dead in ihren besten Tagen. Gut, die Kalifornier unterstützten ihre sechsstündigen Auftritte nur mit magischen Pilzen, die Festkapelle hingegen nimmt auch mal die Maßkrüge in die Hand. Das fördert die Sensibilität. Denn so einfühlsam wie hier Robbie Williams „Angels“ intoniert wird, hat man den Song nicht einmal bei dessen Konzerten im Olympiastadion gehört. Er sollte sich sein Comeback sparen und auf eine Maß im Zelt vorbeischauen.
Volker Isfort