Rupprecht Geiger: Tod eines Jahrhundert-Künstlers

Rupprecht Geiger ist im Alter von 101 Jahren gestorben. Er war der wichtigste abstrakte Münchner Künstler der Nachkriegszeit und beeinflusste Generationen im konsequenten Umgang mit Farbe und Form.
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MÜNCHEN - Rupprecht Geiger ist im Alter von 101 Jahren gestorben. Er war der wichtigste abstrakte Münchner Künstler der Nachkriegszeit und beeinflusste Generationen im konsequenten Umgang mit Farbe und Form.

Er war Münchens wichtigster lebender Maler, ein Gegenwartskünstler von Weltrang und buchstäblich ein Jahrhundert-Mann: Rupprecht Geiger, 1908 an der Isar geboren, ging seinen Weg auf der Suche nach Klarheit und Reinheit in Farbe und Form so konsequent wie kein anderer. Auch wenn er nie in München als Kunstprofessor lehrte (sondern in Düsseldorf), ist er in seiner Heimatstadt allgegenwärtig durch Kunstwerke im öffentlichen Raum, etwa vor dem Gasteig oder am Hauptbahnhof.

Viermal konnte er an der Documenta teilnehmen, was außer ihm nur Pablo Picasso vergönnt war; ganze Maler-Generationen beziehen sich auf ihn. Als namhafte deutsche Künstler ihm im vergangenen Jahr in der AZ zum 100. Geburtstag gratulierten, nannten sie ihn ein „grundlegendes Element der Kunst“, er habe sich allen „ins Hirn gebrannt“.

Rupprecht Geiger, Sohn des Malers Willi Geiger, war als Künstler Autodidakt; er studierte Architektur und gab den Beruf erst in den 60er Jahren auf, als er als Maler bereits auf den Höhepunkt seiner Popularität zusteuerte. Da war längst das Rot zu seiner Farbe geworden, das berühmte „Geiger-Rot“, das leuchtet und glüht und keinen Betrachter unberührt lässt. „Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht high“, sagte er.

Bis zuletzt arbeitete Geiger täglich in seinem Atelier in Solln, hochdekoriert von allen Akademien und von seiner Heimatstadt (die es ihm nicht immer leicht gemacht hat) mit dem Kulturellen Ehrenpreis und der Goldenen Ehrenmünze.

Fast schien es, als wäre er selbst zeitlos wie seine Bilder. Doch nun ist das Geiger-Jahrhundert zu Ende gegangen: Im Alter von 101 Jahren ist Rupprecht Geiger, wie erst jetzt bekannt wurde, am Sonntag in seinem Haus gestorben. Walter Storms, sein Galerist seit 1983, sagt über den Mann, dessen Farben weiter leuchten werden: „Er hat sein Leben friedlich ausgeatmet. Er ist verglüht im wahrsten Sinne des Wortes.“

gr.

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