Rotziger Tanz und Teenie-Aggression

Das Staatsballett tanzt „Das Mädchen und der Messerwerfer” mit Klassikern im Prinze
Volker Boser |
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Die Bühne ein Spielplatz mit Schaukel, Rutschbahnen und einem Sandkasten: Mit Simone Sandronis Tanzstück „Das Mädchen und der Messerwerfer” nach dem Gedichtzyklus von Wolf Wondratschek hat sich das Bayerische Staatsballett weit von den Ritualen des klassischen Tanzes entfernt. Stattdessen erlebten die zunächst verblüfften, dann begeisterten Zuschauer im Prinzregententheater einen Mix aus rotzigem Speed Dance und geballter Teenie-Aggression.

Auf dem versifften Spielplatz treffen sich Frustrierte und Verlorene: Junkies, Obdachlose, Teenager, alle ohne Zukunft, aber mit eiserner Energie. Ein wildes, fantasievolles Tanz-Festival beginnt. Rutschbahn und Schaukel dienen als Requisiten für hinreißende Streetdance-Banalitäten. Die Musik (48nord) verwandelt Opernarien zu Punk-Gerassel. Es war etwas los auf der Bühne – und trotz allem Zirkus blieb die emotionale Substanz der Gedichte Wondratscheks stets gegenwärtig.

Schon vor diesem beeindruckenden Finale gab es Juwelen zu bestaunen. Kenneth MacMillans „Las Hermanas”, beim Staatsballett erstmals 1975 gezeigt, ist längst ein Klassiker. Zu Frank Martins Cembalokonzert wird Lorcas Tragödie „Bernarda Albas Haus” knapp und schnörkellos nacherzählt, mit kantigem Bewegungsvokabular, das gleichermaßen Bigotterie und Verletzlichkeit auszudrücken vermag. Lucia Lacarra bewältigte den Trapezakt zwischen Lust und Zurückhaltung mit bewegender Souveränität.

Zwei Choreografien des Kanadiers Russell Maliphant sorgten schließlich dafür, dass diesmal alles stimmte: In „Afterlight” schlängelte sich Gasttänzer Daniel Proietto zu Klaviermusik von Satie innerhalb einer Lichtfläche, deren Größe variierte. Die schnellen Drehungen entsprachen dem melodischen Kreiseln der Musik. „Broken Fall” lieferte das Kontrastprogramm dazu. Ein akrobatischer Pas de trois mit Gala-Qualitäten, von Ekaterina Petina, Marlon Dino und Erik Murzagaliyev bravourös serviert – das Publikum war happy und hatte allen Grund dazu.

Wieder am 1. und 2. Februar, Karten unter Tel.21851920

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