Rostrot Tour im Backstage
Am Samstag den 28.4.2012, einem lauen Vorsommerabend. Die Vögel zwitschern in den Bäumen durchbricht eine schwarzgekleidete Menschenmasse das beschauliche Bild. Die Urgesteine Eisregen rufen ihre Fans zu sich, um mal wieder " richtig die Sau raus zu lassen". Mit drei weiteren Bands bestreiten sie ihre große Rostrot-Tour durch Deutschland, um ihr neues, gleichnamiges Album zu promoten.
Bei gefühlten 40 Grad wird die sog. Halle des Backstage buchstäblich zum Hexenkessel. Aber davon lassen sich die Metalheads nicht lumpen! Pünktlich um 19 Uhr betritt Asphagor die Bühne. Eine Newcomer Band aus der Black- /Deathmetal Szene. Zum standesgemäßen Auftritt gehören natürlich nackte Oberkörper, Lederklamotten und zu guter letzt auch der sog. Corpsepaint (eine Art aufgemalte, geschminkte Leichenmaske). Die Band heizt den Konzertbesuchern von Anfang an richtig ein. Der Gesang besteht aus dem, für diesen Musikstil typischen Crawling (engl. schreien, kreischen). Der instrumentale Part setzt sich durch schweistreibende Drum-Akrobatik, starken Gitarrenriffs und dumpfen Basstönen zusammen.
Milking the goatmachine ist der zweite Konzertact. Auch diese Herren sind schwarzgekleidet, doch ein hüpsches, modisches Accessoir durch bricht das eintönige Bild. Die Band ist dafür bekannt, dass sie bei ihren Auftritten Ziegenmasken tragen, was eine Anlehnung an den Bandnamen ist. Ihr Musikstil wird dem Deathgrind zugeordnet, was für die Ohren des Zuhörers z. T. merkwürdig anmutende Texte, eingebettet in lautem, trashigem Sound bedeutet.
Nach einer kurzen Pause für die vom sog. Headbanging angestrengten Muskeln, kommt der, nach Eisregen zweite Headliner auf die Bühne: Varg... Varg ist nach eigenen Aussagen eine sog. Paganmetalband (folkloristische Einflüsse aus den nordisch-germanischen Ländern und textthematisch ebenfalls an der nordischen Geschichte und Mythologie ausgerichtet). Doch das wäre zu wenig gesagt. Das meinen zumindest die Meisten! Varg hatte seit ihrer Enstehung 2005 mit der Abgrenzung gegenüber der Neonaziszene zu kämpfen. Die Problematik basiert auf einem recht simplen Missverstndnis: Das Interesse an oben gennanten Themen setzt mit Nichten eine rechtsradikale Einstellung vorraus. Zu leugnen, dass es Menschen o. a. Grupierungen gibt und gab, die beides vereinen, wäre falsch, aber wie gesagt nicht zwangsläufig ein Muss! Die musikalische Umsetzung unterscheidet sich allerdings etwas vom ursprünglichen Paganstil: Auf folklorische Instrumente wie die Geige, Flöte oder auch den Dudelsack wird verzichtet und wird zum Part für die Leadgitarre. Die Texte der Band sind ausschließlich auf deutsch o. altdeutsch geschrieben. Rein technisch ist die gesamte Band topfit, auch wenn die Tontechnik ab und zu etwas zickt und die Ohren des Publikums mit dem typischen Quietschen der Rückkopplung gequält werden. Doch auch Profis müssen kurz Pause machen, wenn der Stick des Drummers einfach nicht wieder aus seinen Haaren heraus will.
Zum Grande Finale kommt Eisregen auf die Bühne. Man sieht den Herren zwar an, dass sie schon ein wenig länger in diesem Geschäft sind, aber sie stehen ihren jungen Kollegen konditionell in Nichts nach. Die Band weiß nach 25 Jahren, wie sie mit ihrem Publikum umgehen muss und was es von ihnen will. Dementsprechend kocht der Pit und die Stimmung ist nach 3 anstrengend heißen Stunden bei Titeln wie " Elektrohexe" oder "Krebskolonie" auf dem Höhepunkt. Eisregen gehört dem Genre des Darkmetal an, was ein Zusammenschluss mehrer Stile ist ( Black-, Death-, Gothik- und Doom Metal). Der Name impliziert einen heftigen Sound und z. T. morbiede, düstere Texte. Eisregen ist wie gesagt ein Urgestein in der Metalszene und dementsprechend ist ihre Show: instrumental hochwertig und gesanglich "wie von Platte".
Ein langer Abend, das jedes ach so schwarze Metal-Hertz höher schlagen lässt!
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