Rolling Stones: Promis und ihre Lieblingssongs
Am 14. September 1965 verpassten es doch tatsächlich tausende Münchner Eltern, ihre Töchter einzuschließen, auch wenn so ähnliche Warnungen im Umlauf waren. Die Rolling Stones gastierten auf ihrer ersten Deutschlandtournee im Circus Krone, und noch Jahrzehnte später ist nicht entschieden, ob das Gekreische der Fans lauter war als die Band selbst. Es war jedenfalls der Beginn einer intensiven Beziehung zwischen Band und Stadt.
1973 begleitete der Münchner Rudi Martini die Stones als PR-Manager der Plattenfirma WEA auf ihrer kompletten Tour, die auch nach München führte. Er überreichte ihnen im Musicland-Studio auch die goldene Auszeichnung für ihr Album „Goats Head Soup“. Anschließend schmiss er noch ein rauschendes Fest mit viel Prominenz in der Münchner Waldwirtschaft für die Stones.
Keith Richards erinnert sich in seiner Biografie „Life“ an einen folgenschweren Münchenbesuch: Nach einem Konzert der Rolling Stones in Innsbruck, am 24. September 1973, erfuhr er, dass sein alter Freund, der US-Pianist Gram Parsons an Heroin gestorben war. Geschockt entschloss er sich, zusammen mit dem Tour-Saxofonisten Bobby Keys nach München zu fahren. Er wollte Trost suchen bei Uschi Obermaier, die er zwar nur „ein- oder zweimal“ getroffen hatte, aber von der er fasziniert war: „Ich werde mich auf die Suche nach der schönsten Frau der Welt machen."
Die beiden nahmen sich um ein Uhr nachts einen Mietwagen, checkten im Bayerischen Hof ein, „wo in jedem Zimmer ein echter Rembrandt über dem Bett hing“, wie Richards schreibt. Dann klapperten sie „fünf oder sechs“ Schwabinger Clubs ab, bis ein DJ, „George, der Grieche“, ihnen die Adresse der Obermaier nannte. Der DJ klingelte und erklärte die Situation, die Obermaier öffnete das Fenster, gab Keith einen Kuss und zog sich wieder zurück. „Mission erfüllt“, schreibt Richards. Die Romanze begann dann ein paar Monate später. Und da die Stones das Bogenhausener Musicland-Studio für ihre Alben „It’s Only Rock’n’Roll“ und „Black And Blue“ nutzten, waren sie nun häufig Gast an der Isar und in den Schwabinger Discotheken.
Als die Stones 1976 für zwei Konzerte in die Olympiahalle kamen, hatte Ronnie Wood schon Mick Taylor an der Leadgitarre abgelöst. Die Stones wurden nun nicht mehr besser, aber immer größer.
An die 1982er Tournee der Stones hat vor allem Peter Maffay als Vorgruppe keine sonderlich rühmlichen Erinnerungen, auch wenn er im Olympiastadion etwas freundlicher behandelt wurde als im Rest der Republik. Acht Jahre später füllten die Stones bereits zwei Mal das Olympiastadion (damals bei Kartenpreisen von 60 Mark), 1995 kamen sie erneut in ihr Lieblingsstadion.
1998 probten die Stones im Juni in den Eisbach-Studios, bevor sie wieder im Stadion spielten. Vier Jahre später machten sie dann schon fast einen ausgedehnten München-Toururlaub: Im Juni spielten sie nicht nur im Stadion, in der Olympiahalle, sondern ein mit raren Bluesperlen gesegnetes Konzert im Circus Krone. Um das einzige Clubkonzert seit Ewigkeiten tobte eine Kartenschlacht. Doch an der Abendkasse gab es plötzlich hunderte von Tickets für reguläre 100 Euro.
Im Juli 2006 kamen die Stones ein letztes Mal ins Olympiastadion. Ronnie Wood musste von zwei Bodyguards auf die Bühne getragen werden, es dauerte ein paar Songs, bis er realisierte, dass er eigentlich Gitarrist ist. Mick Jagger aber ließ sich vor knapp 70.000 Menschen den Abend nicht verderben und rettete mit unglaublichem Einsatz das Konzert.