Roger Hodgson: Der Tramp aus Schwabing
Roger Hodgson spricht über die Geburt von Supertramp im PN-Club und die erstaunliche Unvergänglichkeit seiner Hits. Am Mittwoch spielt er auf Tollwood in der Musik-Arena
Seine Lieder haben nicht nur den Sound von Supertramp geprägt, sondern eine Generation begleitet. 1983 verließ Roger Hodgson die Band und begann eine Solo-Karriere. Am Telefon ist Hodgson ein sanft zuvorkommender Plauderer.
AZ: Supertramp hatte enge Verbindungen zu München. Das erste Konzert, damals noch unter dem Namen Daddy, war im PN-Club.
Ja, da wurden wir zu einer Band. In diesem Keller in Schwabing. Ich glaube wir kamen mit vier Songs in München an und mussten fünf halbstündige Sets pro Abend spielen. Also mussten wir viel improvisieren.
Wie waren die Konzerte?
Die waren sehr aufregend. Ich war 19 und zum ersten Mal weg von zu Hause. Wir spielten etwa fünf Wochen im PN-Club. Und kamen dann auch wieder. München war der Geburtsort von Supertramp. Das war einfach ein großes Abenteuer. Ironischerweise spielte ich hier auch mein letztes Konzert mit Supertramp. 14 Jahre später, 1983 – ich glaube im Olympiastadion.
Sie haben Rick Davis angeboten, wieder Mitglied von Supertramp zu werden. Warum hat er darauf nicht reagiert?
Außer finanziellen Gründen fällt mir nichts ein. Es macht für mich keinen Sinn. Es würde die Fans wirklich glücklich machen. Deswegen habe ich es angeboten. Jeden Tag bitten mich Fans, wieder Mitglied von Supertramp zu werden.
Sie sind unglücklich darüber, dass Supertramp Ihre Stimme benutzt, um ihre Shows anzukündigen.
Für die Fans bin ich glücklich, dass Rick wieder auf Tour geht. Aber ich bin nicht damit einverstanden, wie er seine Tour vermarktet. Menschen haben mir während der letzten Jahre immer wieder erzählt, dass man meine Lieder und meine Stimme benutze, um Karten zu verkaufen. Und die Öffentlichkeit dachte, ich wäre bei den Konzerten dabei und fühlte sich dann betrogen oder enttäuscht.
Sie wachen über Ihre Songs.
Meine Songs sind etwas sehr Persönliches. Sie kamen tief aus mir heraus und transportierten meine Überzeugungen, meine Träume und meine Lebensphilosophie. Die anderen Supertramp-Mitglieder hatten nie dieselben spirituellen oder philosophischen Überzeugungen, wie ich. Rick gefielen viele meiner Songs nicht, er glaubte nicht einmal an sie. Wenn er jetzt damit wirbt, vermisse ich Integrität.
Haben Ihre Songs ein eigenes Leben?
„Logical Song“ wird in Schulen zitiert. Viele Lehrer benutzen ihn, um nicht nur die Worte, sondern ihre Bedeutung zu diskutieren. Er stellt ja eine sehr tiefe Frage: Sag mir, wer ich bin. „Give A Little Bit“ ist eine Hymne für das Spendensammeln geworden, wie beim Hurrikan Katrina oder dem Tsunami.
Wie war denn 2007 das Concert for Diana?
Ich war nervös vor dem Auftritt. Ich erholte mich gerade von einer Kehlkopfentzündung und hatte ein wenig Angst, was meine Stimme nicht nur vor den 60000 im Stadion machen würde, sondern auch vor den 500 Millionen, die am Fernseher zusahen. Aber es war wundervoll. Das Schönste war, wie das ganze Stadion aufstand, um mit mir „Give A Little Bit“ zu singen.
Wie ist es denn, allein vor dem Publikum zu stehen.
Sehr intim, sehr nackt. Auf eine Art ist es sehr mutig von mir, das zu tun. Viele Menschen denken, ich singe nur für sie.
Sie schreiben einen Tourblog. Wie wichtig ist das Internet, um mit den Fans in Kontakt zu kommen?
Das Internet hat die Welt zu einem kleinen Ort gemacht. Das, was mich am glücklichsten an meiner Musik macht, ist, dass sie Menschen zusammenführt. Da entstehen Freundschaften rund um die Welt, weil die Leute eine Sache gemeinsam haben: Sie mögen meine Musik.
Sie sind in Portsmouth aufgewachsen, wie war Ihr erster Kontakt mit Pop-Musik?
Das war, als ich mit 12 meine erste Gitarre in die Hand nahm. An diesem Tag veränderte sich mein Leben.
War die Gitarre selber gekauft?
Meine Eltern ließen sich scheiden. Und mein Vater ließ seine Gitarre zurück. Manchmal frage ich mich, ob das nicht sein letztes Geschenk an mich war. Ich begann sofort, Songs zu schreiben. Und nach einem Jahr gab ich ein Konzert an meiner Schule. Ich glaube, ich spielte zwölf eigene Songs.
Christian Jooß
Hodgson spielt am Mittwoch, 21. Juli, ab 19.30 Uhr in der Musik Arena auf dem Tollwood-Festival
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