Rettung vor dem Krokodil
Kabarettist Stephan Zinner widmet sich in seienr Elternzeit ganz dem "Family Business"
In seinem ersten Kabarettsolo verkündete er 2006 ausgelassen: „Zinner tanzt“. Im zweiten war er „Auf großer Fahrt“. Doch seit der Geburt seines dritten Kindes hat das „Family Business“ den Schauspieler und Kabarettisten Stephan Zinner voll im Griff – dafür hat er sogar Elternzeit genommen. Nicht ganz freiwillig, aber: „Wir finden’s super – hat sie gesagt.“ Der tückische Alltag eines Vollzeit-Hausmannes liefert mehr als genug Stoff für Zinners drittes Solo, das in der Lach & Schieß Premiere hatte.
Als Rudelführer muss Zinner hart im Nehmen sein, auch wenn die drei Tage alten Düfte voller Windeln den Kraftkerl betäubt zu Boden strecken. Aber viel mehr nerven ihn der Elternstammtisch, überengagierte Paare, die ihre Kinder systematisch fürs Business-Leben trainieren, und Spielplatz-Erlebnisse mit Sternzeichen-Trullas und deren schaufelschwingenden Hunnensprösslingen. Wenn dann noch die Gattin zu Hause die CDs alphabetisch aufgeräumt hat und nach einem TV-Bericht über Helden insistierend fragt: „Würdest du mich auch vor dem Krokodil retten?“, keimen schon mal Mordgedanken auf. Zur Abbitte rockt er Percy Sledge auf Bairisch: „Wenn a Mann a Frau liebt“, dann hat die Frau eh schon gewonnen.
Der Schauspieler, der bis 2006 an den Kammerspielen war und beim Politiker-Derbleckn auf dem Nockherberg den Markus Söder spielt, ist ein urbayerisches Gwachs aus Trostberg im Chiemgau. Entsprechend deftig schildert er seine genauen Alltagsbeobachtungen und treibt sie gelegentlich mit viel Witz ins Absurde und Groteske. Da saust eine Speikobra im Rollstuhl über den Mittleren Ring, und beim Brunch erschlägt unser Held gar ein Spinnenmonster. Und nach einem überlangen ersten Teil läuft im zweiten dann richtig schön rund.
Gabriella Lorenz
Stephan Zinner spielt „Family Business“ wieder am 23. Februar sowie 21. und 30. März im Theater Undsofort, Kurfürstenstr. 8, Tel. 232 198 77
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