Reizüberflutung deluxe
Pop-Flohzirkus: Kylie Minogue begeisterte ihre Fans in der Olympiahalle. Sie kann in Schuhen tanzen, in denen andere Frauen nicht einmal stehen könnten. Bei der Bühnenshow war offensichtlich eine Horde von Perfektionisten am Werk.
Die Bühne ist ein riesiges LC-Display, im Hintergrund hängen zwei weitere, auf denen grelle, rasch wechselnde Bilder erscheinen. Videoleinwände rechts und links zeigen Kylie Minogues Gesicht, Scheinwerfer jagen bunte Lichter durch die Olympiahalle. Dazu der Disco-Beat und ein Haufen erstklassiger Tänzer – ein Konzert der Australierin ist Reizüberflutung deluxe.
Vor vollem Haus sang sich die zierliche Sängerin durch ihr Album „X“ und streute dazwischen ihre großen Erfolge wie „Your Disco Needs You“ mit einem Refrain auf Deutsch ein. War früher noch mehr Bewegung angesagt, konzentriert sie sich nun auf ihre Stimme, die voll und kräftig klingt. Gelegenheiten, während des zweistündigen Programms zu verschnaufen, bieten ihr die viertelstündige Pause, ein Ständchen der Fans zum 40. Geburtstag am Mittwoch und zahlreiche Wechsel der Aufsehen erregenden Kostüme von Jean Paul Gaultier: Kylie Minogue kann in Schuhen tanzen, in denen andere Frauen nicht einmal stehen könnten.
Bei der Bühnenshow war offensichtlich eine Horde von Perfektionisten am Werk. Mal wird das Publikum an die Copacabana entführt, mal in einen Wiener Ballsaal, mal nach Japan oder die USA – die Inszenierungen sind bis ins Detail durchdacht und gelungen. Hinzu kommen ein leicht homophiler Sado-Maso-Touch der Tanzeinlagen und die großartige Video-Show, die den Gesamteindruck in Richtung eines provokanten Werbespots rücken. Werbung für Elektro-Pop, Werbung für Disconächte, Werbung für Kylie Minogue.
Damit das alles nicht zu artifiziell wird, flirtet sie mit dem Publikum und macht Scherze: ein charmanter Star mit einer sensationellen Show.
Julia Bähr