Reiner Kröhnert und das "Jesus-Comeback"
Reiner Kröhnert feiert das „Jesus-Comeback“ in der Münchner Lach- und Schieß
Auferstehung allerorten: Klaus Kinski, 1991 verstorben und 1971 bei seinem legendären Monolog „Jesus Christus Erlöser" vom Publikum ans „Kreuz der spießbürgerlichen Ignoranz" geschlagen, kehrt zurück in Gestalt des Messias.
Kaum gibt die CDU bekannt, Jesus Kinski zum Ehrenmitglied zu ernennen, kann Wolfgang Schäuble wieder gehen und Erich Honecker berichtet, frisch auferstanden aus Ruinen, vom Alptraum, die Mauer sei gefallen und ein kleines FDJ-Mädel Bundeskanzlerin beim Klassenfeind.
Mit dem „Jesus-Comeback" hat sich Reiner Kröhnert vom fröhlichen Stimmenimitieren endgültig verabschiedet: Die Parodien des 52-jährigen Rheinland-Pfälzers sind eine Kunstform für sich, bei der es nicht um den perfekten Stimmsitz geht, sondern um das Erkennen persönliche Haltungen aus Sprechhaltungen. Gleichzeitig wird Kinski zunehmend zum Alter ego Kröhnerts, dessen aufrechter Zorn altes Material wie Nobbie Blüms von der Geschichte widerlegter Jahrhundert-Satz „Die Renden sin sischä!" wie den um Verständnis für Holocaust-Leugner („in Wahrheit Holocaust-Versteher") und Pädophile („Der Satan lauert in so harmlosen Worten wie Blasius oder Domspatzen") werbenden Papst umfasst.
Das ist weniger lustig als es klingt - Kröhnert geht, nicht ohne Bitternis, auf die Suche der Trümmer von Moral und Ethik in Politik und Religion, und wenn es nur das C der CDU und das S der SPD sind. Sowohl während der München-Premiere in der Lach- und Schießgesellschaft als auch bei Gastspielen an anderen Orten verließen Zuschauer „Das Jesus-Comeback" still irritiert. Mehr kann ein Kabarettist kaum erwarten, wenn er nicht gerade Klaus Kinski ist.
Mathias Hejny
Münchner Lach- und Schießgesellschaft, morgen und 25. bis 29. Mai, 20 Uhr, Tel. 391997
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