Reif für den großen Kampf
TV-Schauspieler Christian Kohlund triumphiert auf der Bühne der Komödie
Nach zwei Stunden Bühnenmonolog riss der Fernsehstar in der Rolle eines Staranwalts das Premierenpublikum buchstäblich von den Sitzen der Komödie im Bayerischen Hof. Mit Standing Ovations wurde Christian Kohlund als Strafverteidiger Clarence Darrow gefeiert. Die Begeisterung galt nicht nur der Berühmtheit eines „Schwarzwaldklinik“-Arztes oder des Managers des „Traumhotels“, sondern einer überzeugenden Leistung als Übersetzer, Regisseur und Theaterschauspieler.
Als er Curd Jürgens in der Rolle des Strafverteidigers sah, beschloss Christian Kohlund, eines Tages auch als Clarence Darrow auf der Bühne zu stehen. Inzwischen hat der 58-jährige Schweizer das richtige Alter und wechselte vom „Traumhotel“ zur Traumrolle eines Rebellen. Er recherchierte an Originalschauplätzen in den USA und übersetzte selbst das Stück, das Broadway-Autor David Rintel 1973 auf Basis der Biografie „Clarence Darrow für die Verteidigung“ von Irving Stones geschrieben hat.
Karriere als Manifest gegen die Todesstrafe
Nur mit dem Titel seiner Übersetzung „Im Zweifel für den Angeklagten“ führt Kohlund auf eine falsche Fährte: Die Bedeutung Darrows, die weit über die Rechtsgeschichte Amerikas hinaus reicht, ist nicht nur Justizfehler revidiert zu haben – obwohl das Stück auch von grotesken Urteilen gegen Schwarze berichtet, die vom alltäglichen Rassismus in den USA erzählen.
Meist stand die Schuld seiner Klienten außer Frage. Darrow ging es darum, nach einem Mord eine weitere Bluttat zu verhindern: die Hinrichtung des Verbrechers. So wird seine Karriere zu einem Manifest gegen die Todesstrafe. Die eigene berufliche Vernichtung riskierend, redete er Klartext gegen die Mächtigen: „Als Anwalt in Chicago im Konflikt mit Übeltätern aller Art, kann ich Ihnen versichern, dass die Gesetzgeber der Vereinigten Staaten von Amerika damals auch nicht gerade besser waren.“ Das Verdienst Christian Kohlunds als Aufklärer wiederum ist es, sich nicht auf gefälliges Gutmenschentum zurück zu ziehen.
Brillanz im Denken
Kohlunds Darrow ist anfangs nicht sympathisch. Als Querschädel mit großem Ego einerseits und Neigung zu Selbstmitleid andererseits muss er sich dieZuneigung seiner Zuhörer mit Krafteinsatz und Brillanz im Denken erarbeiten. So könnte es gewesen sein, als der historische Darrow die Geschworenen und Richter davon überzeugte, alle 102 Angeklagten, die er vertrat, vor der Todesstrafe zu bewahren.
Mathias Hejny
Bis 17. Januar, 20 Uhr, So um 18 Uhr, Tel. 291 61 633
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- Komödie im Bayerischen Hof