Reichtum der Vielfalt

Der Doppelabend des Staatsballetts mit Arbeiten von Jerome Robbins und Jirí Kilián
Volker Boser |
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Die Proben dauerten länger als je zuvor, denn kaum eine Choreografie verlangt soviel Detailarbeit wie diese Hommage an Bach, mit der die Ballettfestwoche im Nationaltheater eröffnet wurde.

Tanzchef Ivan Liska war es gelungen, die „Goldberg-Variationen” des 1998 gestorbenen US-Choreografen Jerome Robbins nach München zu holen. Die stilistische Vielfalt, mit der das Staatsballett in jüngster Zeit international Aufsehen erregt, war wohl der Grund, warum die gestrengen Nachlass-Verwalter den Münchnern als erste fremde Compagnie dieses bis dahin dem New York City Ballet vorbehaltene Werk anvertrauten.

Zur „Aria” schritt ein Paar in barocken Kostümen über die Bühne. Danach übernahmen Männer in modernen Trikots und Frauen in einheitlichen Tuniken das Kommando. Für jede der 30 Variationen hatte Robbins unterschiedlichste Vokabeln parat – vornehmlich aus klassischer Vergangenheit, gelegentlich salopp mit Musical-Gebärden aufgepäppelt. Ob Pirouetten, Sprungmanegen, Fouettés oder liebevoll ausgekostete Hebefiguren: Das Ziel all dieser Zauberkunststücke von Lucia Laccara, Tigran Mikayelyan und dem gesamten Ensemble, die Annäherung an die Musik, wurde bravourös erreicht. Auch deshalb, weil die Pianistin Elena Mednik mit viel Sinn für die Struktur musizierte und es den Tänzern virtuos gelang, den Stolpersteinen auszuweichen, die sich vor allem beim Timing einzelner Gesten bemerkbar machten.

Riesiger Jubel für diesen musealen Rückblick, der sich nach Jirí Kyliáns „Gods an Dogs” sogar noch steigerte. Eine Albtraum-Atmosphäre: Auf den Bühnenhintergrund projiziert, hechelte ein Wolfshund auf die Besucher zu. Durch einen silbern schimmernden Schnurvorhang schlüpften vier Paare, die sich in hektischen, akrobatischen Drehungen abreagierten, verzweifelt, immer ein wenig abseits der Realität. Dazu der Friede eines Streichquartetts von Beethoven, gestört von Dirk Haubrichs zeitgenössischen Klang-Attacken. Ein faszinierendes Tanzgedicht um heimlich animalische Träume? Oder doch nur abstrakter, grandios choreografierter Modern Dance? Egal, wofür man sich entschied – die tänzerische Qualität war auch hier hinreißend.

Nationaltheater, wieder 26. 4., 30. 5. und im Juni, Tel. 2185 1920

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