Regina Ziegler: Eine für Kunst und Quote

Die Berlinerin Regina Ziegler gilt als erfolgreichste Filmproduzentin Deutschlands. Sie hat Erfolg mit Mut und Christine Neubauer
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Für das dreiteilige ZDF-Dokudrama „Die Wölfe“ bekam die Berliner Produzentin Regina Ziegler Ende November den internationalen Emmy.
Barbara Volkmer 2 Für das dreiteilige ZDF-Dokudrama „Die Wölfe“ bekam die Berliner Produzentin Regina Ziegler Ende November den internationalen Emmy.
Christine Neubauer (hier mit Chris April in „Meine Heimat Afrika“)  ist ein Lieblingsstar von Regina Ziegler.
ARD Degeto 2 Christine Neubauer (hier mit Chris April in „Meine Heimat Afrika“) ist ein Lieblingsstar von Regina Ziegler.

Die Berlinerin Regina Ziegler gilt als erfolgreichste Filmproduzentin Deutschlands. Sie hat Erfolg mit Mut und Christine Neubauer

Ihre Heimat liegt in Afrika, und in Bangkok scheidet sie Ehen – wenn die 47-Jährige nicht gerade ein Kind in Südamerika adoptieren will. Christine Neubauer ist viel unterwegs im TV, und ihre Reiseveranstalterin heißt Regina Ziegler. Die 65-jährige Filmproduzentin – für viele ist sie mit ihren rund 400 TV- und Kinofilmen die erfolgreichste Deutschlands – kommt gerade vom Setbesuch aus Chile, wo Neubauer für den ARD-Film „Wie ein Stern am Himmel“ vor der Kamera steht. „27 Stunden hin, zwei Tage Aufenthalt und wieder 27 Stunden zurück – das ist Arbeit pur“, sagt Ziegler der AZ.

Die TV-Zuschauer erleben Neubauer heute aber erst einmal in „Meine Heimat Afrika“, wo sie auf eine unbekannte Halbschwester (Dennenesch Zoudé) trifft. Auch in Thailand hat Neubauer eine Schwester, der hilft sie am 5. Januar in „Wer zu lieben wagt“ eine schwere Krankheit zu überstehen. Regie führte beides Mal Zieglers Mann Wolf Gremm.

"Christine Neubauer ist eine ideale Besetzung"

Neubauer ist für Ziegler „die ideale Besetzung für jede schauspielerische Anforderung“. Anders ausgedrückt: Neubauer ist ein Quotengarant. „Christine sehen die jüngeren Frauen als Identifikationsmöglichkeit, die älteren als ideale Schwiegertochter. Und für Männer wäre es wohl eine schöne Vorstellung, mit ihr einen Abend zu verbringen“, glaubt die Produzentin. Dass das Ergebnis oft gefühlige Schmonzetten sind, die von der Kritik links liegen gelassen werden, stört Ziegler nicht. „An erster Stelle interessiert mich der Zuschauer, der seine Fernsehgebühr zahlt und dem gegenüber ich Verantwortung habe“, sagt sie. „Zuschauer, die um 20.15 Uhr den Fernseher einschalten, wollen populäres Programm.“

Ziegler war 29, als sie ihre Produktionsfirma Ziegler Film gegründet hat. Sieben Jahre lang hatte sie zuvor beim damaligen Sender Freies Berlin gearbeitet. „Aber ich wollte nicht mehr nur dienen, sondern Entscheidungen selbst treffen“, erklärt sie. Also lieh sie sich für ihren ersten Film Geld bei Freunden, einen Kredit bekam sie von den Banken als Alleinerziehende nicht. Prompt wurde „Ich dachte, ich wäre tot“ mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Gefürchtet hat sich Ziegler nie, weder vor finanziellem Risiko noch vor der Männerwelt, die bis heute das Filmgeschäft dominiert. „Man muss sich Herausforderungen stellen“, meint sie. „Wenn man Angst vor der eigenen Courage hat, kommt man auf keinen grünen Zweig.“

Das New Yorker MoMA widmete Regina Ziegler eine Retrospektive

Auf ihrer Liste stehen Filme wie „Kamikaze 1989“ mit Rainer Werner Fassbinder, der vor seinem Tod ein halbes Jahr bei ihr lebte. Oder „Fabian“, ebenfalls inszeniert von Gremm. Inzwischen hat Ziegler ihre Tochter Tanja als Produzentin in die Firma geholt, gemeinsam schätzt man die Vielfalt. Ende November hat die Berlinerin für das dreiteilige ZDF-Dokudrama „Die Wölfe“ die weltweit wichtigste TV-Auszeichnug, den internationalen Emmy, entgegengenommen. 2006 wurde Ziegler mit einer Retrospektive im Museum of Modern Art in New York geehrt. Genießt sie ihre Macht? „Wenn ich mit Fernsehverantwortlichen verhandle, träume ich oft davon, ein Stück so mächtig zu sein wie mein Gegenüber“, wiegelt sie ab.

Am 18. März kommt „Henri 4“ von Jo Baier ins Kino, eine europäische Großproduktion mit einem Budget von 19 Millionen Euro – „das ist ein großer Schluck aus der Pulle“. In dem Film über den französichen König im Krieg zwischen Katholiken und Protestanten sieht Ziegler großen aktuellen Bezug. „Auch heute haben wir einen blutigen Glaubenskrieg, er heißt Terrorismus.“

Und wann kommt der Film über Regina Ziegler ins Kino? „Dazu bin ich noch zu jung“, sagt sie und lacht. „Lassen Sie uns darüber bitte in zwanzig Jahren reden.“

Angelika Kahl

ARD, Dienstag, 20.15 Uhr

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