Rechnungshof prüft Kartenvergabe in Bayreuth
Karten für die Richard-Wagner-Festspiele sind heiß begehrt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot um ein Vielfaches. Jahrelange Wartezeiten und ein blühender Schwarzmarkt sind die Folge. Jetzt ist die Vergabepraxis in die Kritik der Rechnungshüter geraten.
Der Bayerische Oberste Rechnungshof hat die Kartenvergabe bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen unter die Lupe genommen. Nach Angaben eines Sprechers stoßen sich die Rechnungshüter vor allem am großen Kartenkontingent für die Mäzene und an der mangelnden Transparenz bei der Zuteilung der knapp 58 000 Karten pro Saison. Nur etwa 40 000 Tickets gehen in den freien Verkauf. Die Zahl der Bestellungen liegt gut 350 000. Allein die Mäzene der „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ erhalten knapp 14 000 Karten.
Ernst Berchtold vom Obersten Bayerischen Rechnungshof bestätigte am Freitag einen Bericht des „Handelsblatts“, dass die Kontingente Gegenstand der aktuellen Prüfung waren. Details aus den internen Vorgängen wollte er aber nicht nennen. Bei der Prüfung im Jahr 2009 hatten die Rechnungshüter vor allem die veraltete Technik bei der Kartenzuteilung bemängelt. „Wir legen Wert auf Nachvollziehbarkeit und Revisionssicherheit“, sagte Berchtold der Nachrichtenagentur dpa. Zum Thema Schwarzmarkt räumte er ein, dass auch die Festspielleitung keinen Einfluss darauf habe, was mit den verkauften Karten geschieht.
Leichter gesagt als getan
„Wir nehmen die Empfehlungen sehr ernst“, sagte Festspielsprecher Peter Emmerich. Die Festspielleitung werde prüfen, ob die Kontingente für die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, aber auch für die Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung und das Festival junger Künstler noch berechtigt seien und weitergeführt werden könnten, betonte Emmerich. Das sei aber leichter gesagt als getan. „Wir können doch nicht einfach sagen, die kriegen nichts mehr.“
Am jahrelangen Warten auf eine Kartenzusage und am Schwarzmarkt mit zum Teil horrenden Preisen wird auch das neue Ticketsystem nichts ändern, das im kommenden Jahr eingeführt werden soll. „Wir dürfen von der neuen Software keine Wunderdinge erwarten“, mahnte der Festspielsprecher. Gegen den Schwarzmarkt gibt es keine juristische Handhabe. „Egal, ob jemand seine Karte über ebay versteigert oder privat verkauft: Er macht sich nicht strafbar.“ Daran ändert auch der Name des Käufers auf der Eintrittskarte nicht. „Jeder, der eine Karte persönlich erworben hat, kann damit machen, was er will“, erläutert Emmerich.
Per Handschlag
Auch die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth reagiert auf die Kritik. „Bislang ist Zuteilung per Handschlag erfolgt, künftig wollen wir das mit einem Fünf-Jahres-Vertrag lösen“, betonte der stellvertretende Vorsitzende Stephan Götzl. Die Höhe des Kontingents stehe aber nicht zur Disposition. Schließlich gehörten die Mäzene neben dem Bund und dem Freistaat Bayern zu den wichtigsten Geldgebern. „Wir brauchen unser Kontingent, um unsere Mitglieder bei der Stange zu halten“, sagte Götzl. Aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden fließen rund drei Millionen pro Jahr in die Festspiele.
750 Karten pro Jahr sind für junge Studenten aus aller Welt reserviert. Sie werden von der Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung und - zum geringeren Teil auch – von der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth bezahlt. Auch die jährlich rund 300 Teilnehmer des traditionsreichen Festivals junger Künstler erhalten vorab gut 1000 Karten.
Manfred Präcklein
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