Raus mit der Qualität!

ZDF-Intendant Markus Schächter entledigt sich beleidigt einer Instanz – ohne Ersatz zu haben
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ZDF-Intendant Markus Schächter entledigt sich beleidigt einer Instanz – ohne Ersatz zu haben

Nein, er wird nicht als Nachfolger seiner Nachfolgerin Elke Heidenreich den ZDF-Büchertisch übernehmen, Marcel Reich-Ranicki (88) möchte lediglich dem Sender helfen, einen geeigneten Moderator zu finden. Das wird schwer genug, denn der von Heidenreich verbal initiierte und von Intendant Markus Schächter exerzierte Rauswurf der „Lesen!“-Moderatorin erwischt die Buchbranche zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Heidenreichs Lob ist neben der Vergabe des Deutschen Buchpreises das wichtigste und spürbarste Marketinginstrument der Buchbranche. Aktuell hat sie beispielsweise einen großen Anteil daran, dass dem Berliner Wagenbach Verlag mit Allan Bennetts Bestseller („Die souveräne Leserin“) der größte Erfolg in seinem über 40-jährigen Bestehen gelungen ist. Ein finanziell notwendiger ohnehin.

Die beileidigte Leberwurst

Wer wie Schächter aus den Mitteln des weltweit teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems schöpfen kann (über 7 Milliarden Euro GEZ-Gebühren), ist sicherlich Meilen entfernt von den Existenzsorgen einer Branche, die sich noch immer zu einem großen Prozentsatz über Klein- und Kleinstbetriebe definiert. Schon auf der Frankfurter Buchmesse war deutlich zu spüren, wie dünn die Luft für Konzern-ungebundene Büchermacher geworden ist. Ein – dank Heidenreich – erfolgreich in die Bestsellerliste befördertes Buch kann Kleinverlagen die Bilanz für ein ganzes Jahr retten.

Schächter jedoch spielt die beleidigte Leberwurst und spricht davon, dass Heidenreich den Sender „öffentlich herabgesetzt“ habe. Na und? Dies tut sein Programmchef täglich. Wahrscheinlich aber hält Schächter sogar einen Unsinn wie die „Echo Klassik“-Gala für einen kulturellen Bestandteil seines Programms. Dass man mit ihm nicht ungestraft über Qualität diskutieren kann, zeigt der Heidenreich-Rauswurf, der auch dadurch so unverzeihlich ist, weil das ZDF nicht einmal einen Ersatz hat.

Am 5. Dezember wird sich nun das Kulturmagazin „aspekte“ ausschließlich dem Thema Buch widmen, aber „Sandmännchen“ Wolfgang Herles ist wahrlich kein Kaufargument.

Volker Isfort

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