Rathaussturm in Schexing

Der BR zeigt neue „Kaiser von Schexing“-Folgen. Franz Xaver Bogner dreht schon die vierte Staffel und erzählt, woher seine Ideen zu den Geschichten stammen
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Bürgermeister Andi Kaiser (Dieter Fischer) hat sich im Ratshaus richtig gut eingelebt. Wenn da nicht die lästigen Probleme der Bürger wären...
BR 3 Bürgermeister Andi Kaiser (Dieter Fischer) hat sich im Ratshaus richtig gut eingelebt. Wenn da nicht die lästigen Probleme der Bürger wären...
Franz Xaver Bogner (r.) erklärt Monika Gruber und Dieter Fischer die nächste Szene.
Günther Reisp 3 Franz Xaver Bogner (r.) erklärt Monika Gruber und Dieter Fischer die nächste Szene.
Alfons Schubeck spielt in der dritten Staffel einen Pfarrer.
BR 3 Alfons Schubeck spielt in der dritten Staffel einen Pfarrer.

Der BR zeigt neue „Kaiser von Schexing“-Folgen. Franz Xaver Bogner dreht schon die vierte Staffel und erzählt, woher seine Ideen zu den Geschichten stammen

Verkatert wacht Andi Kaiser auf dem Sofa im Bürgermeisterzimmer auf – und erschrickt: Neben ihm liegt Braumeisterin Hannelore Herbst. Bahnt sich da etwa zwischen den beiden was an? „Ich weiß es nicht“, sagt Franz Xaver Bogner, der in den Unterföhringer BR-Studios gerade mit Dieter Fischer und Monika Gruber die Szene für die vierte Staffel von „Der Kaiser von Schexing“ dreht. „Monika Gruber bringt ihn emotional zwar ziemlich durcheinander. Aber keine Ahnung, wo das hinführt, drei Bücher muss ich noch schreiben.“

Bogner, der Erfinder von Kultserien wie „Irgendwie und Sowieso“ und „München 7“ hat eine recht eigenwillige Arbeitsweise. Er dreht und schreibt gleichzeitig. „Es ist mein altes Dilemma“, sagt er. „Ich plane die Filme im Vorfeld sehr lange und genau und dann schreibe ich immer genau das Gegenteil von dem, was ich geplant habe. Ich glaube das liegt daran, dass ich mir auch von mir selber nichts anschaffen lassen will.“

Während Bogner nun also genau das Gegenteil von dem dreht, was er für die vierte „Schexing“-Staffel geplant hat, startet der BR heute die dritte Staffel. Neuerdings läuft die Serie mit 50-minütigen Folgen am Donnerstagabend. „Über den Wechsel habe ich mich sehr Freude“, sagt Bogner. Ich glaube, dass Serien von nur 30 Minuten Länge zu inflationär im Fernsehen vorkommen. Da gibt es viel zu viel Vermischung mit Comedy-Formaten.“ Comedy mag Bogner nicht. „Ich mache im konservativen Sinne Komödie“, meint er. „Für mich muss der soziale Hintergrund stimmen und ich will meine Figuren nicht in die Pfanne hauen, nur damit ich einen Gag rausholen kann. In einer guten Komödie lacht man über die Leute, aber sie können trotzdem weiterleben.“

Bogner: "Ich will meine Figuren nicht in die Pfanne hauen"

Und sie können auch lernen. Der Schexinger Bürgermeister Andi Kaiser weiß mittlerweile, wie man die eine oder andere lästige Bürokratie aushebeln kann, „Und er lernt weiter“, meint Bogner. „Aber keine Angst, bevor er so wird wie die meisten anderen Bürgermeister, höre ich auf. Ich bin ja im weitesten Sinne sein Geburtshelfer, also habe ich da auch meine Erziehungspflichten.“

Was der Kaiser aber eigentlich will, ist seine Ruhe – und die am liebsten in der Nähe seiner Jugendliebe und Kollegin Rosi (Dorothee Hartinger). Die Schexinger nehmen darauf aber natürlich auch in den neuen Folgen keine Rücksicht. In „Ein geschenkter Tag“ (29. Oktober) geht es besonders hoch her. Die Trauergesellschaft vom Soleder Fritz stürmt das Rathaus, weil die Aussegnung durch die Leerung der Glascontainer direkt an der Friedhofsmauer gestört worden ist. Meist findet Bogner seine Geschichten in der Lokalpresse, diese Idee ist seine eigene. „Ich bin in Markt Schwaben aufgewachsen und fand die dortige Friedhofssitutation schon immer lustig“, erzählt er. „Früher lag der Friedhof genau unter der Einflugsschneise, und immer wenn es hochheilig her ging, wurde man von den Flugzeugen in die Realität zurückgedonnert.“ Die Flugzeuge sind weg, dafür hat Markt Schwaben jetzt einen Wertstoffhof genau neben dem Friedhof. „Da habe ich mich einfach gefragt: Was wäre wenn?“

In Schexing löst man so was auf die kulinarische Art und verlegt den Leichenschmaus einfach ins Rathaus. Doch die opulente Verköstigung der Hummel-Schwestern tut nur kurzfritig ihre besänftigende Wirkung. Es kommt zur wilden Rauferei.

An diese Szene erinnert sich Bogner mit gemischten Gefühlen. Starkoch Alfons Schuhbeck spielt den Pfarrer, der die Streihansel auseinanderzerrt. „Er hat überdimensionale Kräfte und ich habe nur noch die Augen zugemacht, so hat er einen nach dem anderen in die Dekoration gedonnert. ,Alfons, du kannst doch die Leute nicht umbringen’, hab ich ihm gesagt. Und er hat geantwortet: „Das musst du doch vorher sagen.“

Alfons Schuhbeck als Pfarrer? Wer kommt als nächstes, Joseph Ratzinger? „Hm“, überlegt Bogner. „Ich weiß nicht, was der spielen soll. Weil das, was er derzeit spielt, spielt er am besten.“

Angelika Kahl

„Der Kaiser von Schexing“, donnerstags, BR, 21.45 Uhr

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