Rasend gegen verkopft

Gärtnerplatztheater: Die Britin Rosamund Gilmore über ihre Inszenierung von Mozarts unverwüstlicher Oper „Die Zauberflöte“
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Gärtnerplatztheater: Die Britin Rosamund Gilmore über ihre Inszenierung von Mozarts unverwüstlicher Oper „Die Zauberflöte“

Arien wie „Der Vogelfänger bin ich ja“ oder „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ kennen auch Leute, die nie ins Theater gehen und keine Klassik mögen. Sie stammen aus Mozarts "Zauberflöte". Ab heute steht die meistgespielte aller Opern wieder auf dem Spielplan des Gärtnerplatztheaters.

AZ: Frau Gilmore, wann ist Ihnen das Stück zum ersten Mal begegnet?

ROSAMUND GILMORE: Mit ungefähr 25 Jahren, in einem Tanztheaterabend mit der Laokoon Dance Group. Das war eine Art Persiflage. Heute sehe ich das Stück ganz anders, ich liebe es. Wenn man jung ist, weiß man Vernunft und Weisheit noch nicht zu schätzen. Mit 55 hat man einen ganz anderen Blick auf das Werk.

Dann war die „Die Zauberflöte“ für Sie keine Einstiegsdroge in die Welt der Oper?

In England gehört die „Zauberflöte“ nicht so zur Kindheit wie hier. Damals wollte ich sowieso nur Ballerina werden, Oper hat mich nicht wirklich interessiert.

Für wen haben Sie das Werk am Gärtnerplatz inszeniert?

Ich stelle mir das Publikum eigentlich nicht vor. Wenn mich etwas begeistert, wenn ich es als richtig empfinde, dann funktioniert es meiner Erfahrung nach auch für das Publikum.

Gehen Sie mit fertigem Konzept zur ersten Probe?

Ja, daran arbeite ich vorher – auch mit dem Dirigenten, dem Bühnenbildner, der Kostümbildnerin. Oper ist Teamwork. Die Sänger werden bei den Proben Partner mit ihren Ideen zur Interpretation. Das bereichert sehr. Im Hinterkopf bleibt aber natürlich immer mein Konzept.

Über diese Oper ist viel Tinte geflossen. Wie schlagen Sie eine Schneise durch die Deutungsgeschichte?

Ich kenne das alles, aber ich denke, es gehört nicht auf die Bühne. Dahin gehört, was Mozart und Schikaneder uns gegeben haben. In dieser Partitur steckt so viel. „Die Zauberflöte“ ist anrührend, skurril und immer von großer menschlicher Wahrhaftigkeit.

Wer sind die Guten und wer die Bösen?

Wie in einem Märchen gibt es eine Nacht- und Tagseite. Zwischen diese Pole geraten die jungen Menschen Tamino und Pamina. Die Welt der Königin ist im rückständigeren Barock, Sarastros Welt bei der Aufklärung angesiedelt. Die beiden sind hoch motivierte Manipulatoren. Die Königin obsessiver, sie ist gekränkt; Sarastro hat in sich alle Sinne abgetötet zugunsten des Kopfes.

Was haben die Jungen den Alten entgegen zu setzen?

Pamina und Tamino sind starke Charaktere. Sie lassen sich nicht manipulieren. Zwischen den beiden gibt es eine fast mystische Seelenverwandtschaft. Der Vogelmensch Papageno schlägt sich mit seinen Tricks, seinem Können irgendwie durchs Leben, aber er empfindet tief. Er ist wie die andere Seite von Tamino. Zwischen den dreien entsteht wirkliche Freundschaft.

Was bedeuten für Sie die Prüfungen?

Sie symbolisieren das Erwachsenwerden, inklusive dem sexuellen Erwachen. Und sie schmieden die drei zusammen: Wir müssen hier gemeinsam durch!

Wer gewinnt am Schluss?

Am Ende haben die beiden Alten ausgespielt. In Sarastros propperer Welt bricht einen Moment lang – Mozart macht ihn so kurz – eine Art Tanzvirus aus. Und danach kommt etwas Neues. Aber das sehen wir nicht mehr.

Birgit Gotzes

Premiere heute, 19 Uhr, ausverkauft. Wieder am 9., 13., 17., 21. Mai. Tel. 21 85 19 60

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