Rainhard Fendrich: Der Macho mit dem Herz wie ein Bergwerk
Rainhard Fendrich, der rot-weiß-rote Evergreen, gastierte wieder einmal auf Tollwood. "30 Jahre live" - drei Jahrzehnte bester Austropop im Zeitraffer. Ein Abend zwischen Herz und Humor, zwischen Ironie und Tiefgang.
Klar, er ist in die Jahre gekommen. Er hat nicht mehr einen "Hintern wie Apollo", der fülligere Bauch ist nicht zu übersehen. Aber in seinen Hüften schwingt immer noch Elan und mit seinem Charme übertrifft er René Kollo nach wie vor. Wenn Rainhard Fendrich loslegt, dann wird schnell klar, warum dieser Mann seit drei Jahrzehnten über die österreichischen Landesgrenzen hinaus begeistert - warum er ganz, ganz tief berührt. Am Sonntagabend in der Tollwood-Musikarena holt Fendrich das Publikum (auch das ist in die Jahre gekommen) schon beim zweiten Song ("Es lebe der Sport") vollkommen ab. Was dann folgt, ist ein zweieinhalbstündiges akustisches Feuerwerk, in dem keiner seiner großen "Hadern" fehlt.
Es sind die Gegensätze in seinem musikalischen Werk, die Fendrichs anhaltenden Erfolg erklären, der Wechsel aus Humor (wie bei "Strada del Sole", "Es lebe der Sport") und Tiefgang ("Brüder", "Kein schöner Land"), aus Gefühlen ("Manchmal denk i no an di", "Weilst a Herz host wia a Bergwerk", und (Selbst-)Ironie ("Macho, Macho", "Midlifecrisis"). Und weil auch sein privates Leben so reich ist an Kontrasten, an Höhenflügen und Tiefschlägen, kommen die Songs des 54 Jahre alten Wieners so authentisch rüber, lassen sie sich so intensiv erleben. Hier steht ein Lebemann auf der Bühne - im besten Sinn des Wortes.
Wie sehr Rainhard Fendrich gerade auch in München längst Kultstatus hat, zeigte sich beim letzten Lied eines großartigen Abends - klar: Das konnte nur "I Am From Austria" sein. Alle, nicht nur die rot-weiß-roten Fans des Liedermachers, sangen die inoffizielle Bundeshymne Österreichs mit.
Stephan Kabosch